In den sozialen Medien gehen nicht nur Tanz- und Comedyvideos viral, sondern auch News. Ob sie nun echt sind oder nicht. Wir stellen Programme vor, die Schüler*innen befähigen, sich vor Desinformationen zu schützen und ihre Medienkompetenz zu stärken.
Das Misstrauen gegenüber den Medien wächst. Verschwörungstheorien verbreiten sich wie Lauffeuer über das Internet und in den sozialen Medien. Viele junge, aber auch ältere Menschen wissen nicht, welchen Informationen sie vertrauen können. Sie entscheiden sich immer häufiger für unseriöse Quellen. Umso wichtiger ist es, die Medienkompetenz von Schüler*innen schon frühzeitig zu stärken. Mit Klassenfahrts-Programmen, die aufklären und sie selbst in die Rolle von Medienmacherinnen und -machern schlüpfen lassen.
Durch kein anderes Medium verbreiten sich Nachrichten so schnell wie durch das Internet. Das hat viele Vorteile. Noch nie war es so einfach, sich über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren. Wir haben Zugriff auf verschiedensprachige Medien aus aller Welt, häufig sogar in Echtzeit von vor Ort. Allerdings fällt es vielen dadurch auch immer schwerer, seriöse Nachrichtenquellen zu erkennen. Außerdem ist es schwierig, zwischen gut recherchierten Nachrichten, die im Zweifel einen Faktencheck durchlaufen haben, und Falsch- oder Desinformationen zu unterscheiden.
Vor allem in sozialen Netzwerken erliegen viele Schülerinnen und Schüler dem Irrglauben, dass eine hohe Anzahl von Likes ein Zeichen für die Seriosität des Beitrags ist. „Wenn so viele Leute den Beitrag liken und zustimmen, dann muss das doch stimmen!“ oder: „Onkel Hans hat das geteilt. Wieso sollte er Lügen verbreiten?“. Was sie nicht wissen: Soziale Medien sind algorithmusgetrieben.
Ich bekomme die Inhalte angezeigt, mit denen ich häufig interagiere. Nicht hinter jedem Account stecken echte Menschen, sondern sogenannte Bots, die auf bestimmte Kommentare programmiert wurden. Die Kommentarspalten spiegeln also nicht immer die tatsächliche Stimmung und Meinungen der Gesellschaft wider. Erst recht nicht in einem realistischen Verhältnis. Außerdem wird es immer schwieriger, die tägliche Nachrichtenflut zu verstehen. Die Fülle an Informationen selbst zu ordnen und zu gewichten, ist gar nicht so einfach. Manche Menschen hinterfragen eine Nachricht erst gar nicht, solange sie in ihr Weltbild passt.
Die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“ empfiehlt Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern daher, Kindern frühzeitig zu erklären, wie sie Falsch- und Desinformationen erkennen können. Während sich Surfanfängerinnen und -anfänger vor allem für spielerische Inhalte interessieren, nutzen ältere Kinder das Internet mit zunehmendem Alter immer regelmäßiger, um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren.
Die JIM-Studie 2020 dokumentiert die Mediennutzung von Jugendlichen in Deutschland. Laut dieser Studie informieren sich 58 Prozent der Zwölf- bis 13-Jährigen täglich oder zumindest mehrfach pro Woche über YouTube. 68 Prozent googeln ebenso häufig nach News. Auch dienen soziale Netzwerke als Informationsquelle. Gerade hier ist das Risiko im Vergleich zu klassischen Medien höher, auf Falschmeldungen zu treffen. Denn falsch- und Desinformationen können das Weltbild langfristig negativ beeinflussen.
In der JUGENDHERBERGE ESSEN beschäftigen sich 7.–13. Klassen mit den Konsequenzen des eigenen Kommunikationsverhaltens. Das dreitägige Programm #Hashtag macht durch verschiedene Übungen das eigene (Online-)Verhalten erlebbar. Gefördert wird der wertschätzende Umgang miteinander. Außerdem wird präventiv gegen (Cyber-)Mobbing vorgegangen.
Wie sehe ich mich selbst und wie möchte ich von anderen gesehen werden? Auf der sechstägigen Klassenfahrt #selfiemania – Kreativklassenfahrt für 10.–13. Klassen in der JUGENDHERBERGE CHEMNITZ setzen Schülerinnen und Schüler sich mit den Themen Selbstporträt und Selbstinszenierung auseinander. Sie schauen sich Beispiele in den Kunstsammlungen an, unter anderem Werke von Otto Dix oder Karl Schmidt-Rottluff. Was ist hier anders als auf Instagram? Welche „Filter“ haben die Künstlerinnen und Künstler benutzt? Danach ist die Klasse bereit, sich selbst in verschiedenen Inszenierungen darzustellen und diese in der Selfie-Talkrunde zu besprechen.
In der JUGENDHERBERGE BAD HERSFELD enthüllen 7.–13. Klassen Neuigkeiten und decken Kuriositäten auf. Das dreitägige Programm Klassen-News führt ins Mitmachmuseum „wortreich“. Dort entdecken Schülerinnen und Schüler die Welt der Worte, Töne, Gesten und Mimik. Sie lernen viel über Sender und Empfänger und üben, Botschaften so zu formulieren, dass sie auch richtig und objektiv ankommen. Im Nachrichten-Workshop gehen Klassen professioneller Kommunikation auf den Grund. Sie nutzen moderne Medien zur Produktion ihrer eigenen Kindernachrichtensendung.
Sind YouTuber wirklich unsere Freundinnen und Freunde? Was hat es mit Influencer-Marketing auf sich? Und was macht eigentlich Webvideo-Inhalte so beliebt? Diesen Fragen gehen Klassen im Rahmen des fünftägigen Programms Webvideo: YouTube & Co. in der JUGENDHERBERGE OSNABRÜCK für 5.–13. Klassen kritisch auf den Grund. Anschließend werden die positiven Aspekte zu beleuchtet und selbst an Webvideos gearbeitet.
Denn neben der Medienkritik und einer Sensibilisierung für Werbeinhalte geht es hier auch um Kreativität. Die Klassen entwickeln Konzepte für eigene Videos und setzen diese bei gemeinsamen Dreharbeiten um. Vielleicht eine Vlog-Dokumentation im Zoo? Oder ein Beauty-Tutorial? Alles ist möglich!
Fotos: GettyImages / DJH / Mathias Weil / DJH(2), Björn Reschabek