Wer (wie ich) in Nordrhein-Westfalen aufwuchs, besuchte es garantiert schon zu Schulzeiten: Das Hermannsdenkmal bei Detmold! Durch den umliegenden Teutoburger Wald windet sich der Hermannsweg, einer der angeblich schönsten Fernwanderwege Deutschlands. Wirklich? Ich wollte es wissen und so brach ich auf, um den Kammweg über die Hermannshöhen zu erkunden.

Der Hermannsweg führt auf 163 km von Rheine über Bielefeld bis zum Gipfel „Lippischer Verlmerstot“ bei Horn-Bad Meinberg. Rund 3.000 Höhenmeter gilt es dabei zu überwinden. Er gilt als einer der schönsten Fern- und Höhenwanderwege Deutschlands. Im September 2022 wurde der Hermannsweg als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zertifiziert.

Gut zu wissen: Wer die „Extended Version“ gehen möchte, kann in Horn-Bad Meinberg an den Hermannsweg nahtlos den Eggeweg anschließen und so 226 km über die kompletten Hermannshöhen wandern.

Mitte November unternahm ich zum ersten Mal eine mehrtägige Wanderung außerhalb der warmen Jahreszeit. Stürmisch, regnerisch und kalt sollte es werden: 5 bis 8 °C. 

Meine Wanderung auf dem Hermannsweg führte mich von Bielefeld bis Oerlinghausen (Etappe 6) und von Oerlinghausen bis Detmold (Etappe 7). Übernachtet habe ich den JUGENDHERBERGEN IN BIELEFELD und DETMOLD.


Der Mythos: Bielefeld – die Stadt, die es nicht gibt

Bielefeld ist Teil der Region Ostwestfalen-Lippe. Die Geschichte der Stadt reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück. Eine humorvolle Verschwörungstheorie behauptet, dass Bielefeld nicht wirklich existiert und nur eine Erfindung sei. Dies stimmt natürlich nicht, dennoch verlieh die „Bielefeld-Verschwörung“ der Stadt eine Art Kultstatus.

Die Altstadt von Bielefeld beherbergt charmante Fachwerkhäuser, gemütliche Gassen und historische Plätze, wie den Alten Markt, das Stadttheater und das Alte Rathaus. Das Alte Rathaus etwa ist nicht nur ein historisches Gebäude, sondern auch ein Ort für verschiedene Veranstaltungen und kulturelle Aktivitäten.

Die Nicolaikirche ist eine gotische Kirche aus dem 13./14. Jahrhundert mit einer beeindruckenden Architektur und kultureller Bedeutung. Sie ist die älteste Stadtkirche und gleichzeitig auch die historische Marktkirche in der Altstadt von Bielefeld.

Übernachten am Hermannsweg in Bielefeld

Übernachtet habe ich an diesem Tag in der modernen JUGENDHERBERGE BIELEFELD. Möchtest du budgetfreundlich in einer coolen Unterkunft mit echter Industriegeschichte übernachten? In Bielefeld kannst du das erleben! Das Haus befindet sich auf dem Gelände einer alten Fahrradfabrik. Die Zimmer sind individuell gestaltet und die Architektur sehr beeindruckend.

Die Rezeption ist 24 Stunden geöffnet. Ich hatte ein Zweibettzimmer mit Bad (Dusche, Toilette), gemütlichem Bett und TV. Es gibt im ganzen Haus WLAN. Außerdem ein hübsches Bistro und mehrere trendig gestaltete Freizeiträume wie etwa die „Kreativoase“.

Für Kinder gibt es ein Spielzimmer, Billard und Kicker. Spiele können an der Rezeption ausgeliehen werden. Draußen befindet sich ein großer Spielplatz. Hunde sind ebenfalls erlaubt. Obwohl die Jugendherberge ausgebucht war, war es sehr ruhig.

Wanderstart an der Sparrenburg (Etappe 6)

Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Jugendherberge Bielefeld, machte ich mich auf um den Sparrenberg in Bielefeld zu ersteigen. Von der Jugendherberge aus ist er in etwa 15 Gehminuten zu erreichen. Auf dem Sparrenberg trohnt die Sparrenburg – der Startpunkt der sechsten Etappe des Hermannsweg.

Das Wanderzeichen des Hermannsweg ist ein weißes „H“ auf schwarzem Grund. Schon unterhalb der Sparrenburg leuchtete es mir entgegen. Die imposante Burg ist das Wahrzeichen von Bielefeld und wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Sie bietet nicht nur eine faszinierende Geschichte, sondern auch einen großartigen Ausblick über die Stadt.

Über die sogenannte Promenade, so wird der schöne Kammweg ab der Burg genannt, wanderte ich eine ganze Weile. Er führte mich aus der Stadt heraus in den Wald. Zwischendurch gaben die Wolken kurze Weitsichten frei. Nachdem ich den Wald erreichte, führte mich der Weg sanft an Höhe gewinnend auf den Kamm des Teutoburger Waldes.

Kurz bevor ich den Kamm erreichte, entdeckte ich am Wegesrand ein Monument aus Stein. Es kennzeichnet den 52. Grad nördlicher Breite, der an dieser Stelle überquert wird. Auf dem Kamm selbst angekommen, dachte ich nur „Wow!“, obwohl ich die Aussichten nach rechts und links stellenweise nur erahnen konnte.

Schmale Pfade wechselten sich mit breiteren Wegen ab und führten mich kilometerweit über die Hermannshöhen. Es war ein tolles Gefühl über diesen Höhenzug zu laufen und die Welt von oben zu betrachten. Teilweise konnte ich 360° Panorama schauen – soweit die Wolken es zuließen. Manchmal durchquerte ich kurze Waldstücke, dann wieder Heideflächen. Es war wirklich großartig – trotz Wind und Wetter.

Schon auf diesen ersten Kilometern beschloss ich, dass ich den Fernwanderweg unbedingt noch einmal bei besserem Wetter gehen möchte.

Der "Eiserne Anton" am Hermannsweg (Etappe 6)

Nachdem ich einige Kilometer über den Höhenzug gewandert war und tolle Panoramaausblicke genoss, gewann ich wieder etwas an Höhe. Ich stieg auf den Ebberg (309 m ü. NN), auf dem mich der höchste Punkt der Etappe mit dem „Eisernern Anton“ erwartete.

Der „Eiserne Anton“ zählt zu den wenigen Bismarcktürmen aus Metall und wurde im Jahr 1895 errichtet. Eine originalgetreue Restaurierung erfolgte im Jahr 2003. Man kann hinaufsteigen und eine beeindruckende Aussicht nach Norden und Süden über den Teutoburger Wald genießen. Ich ließ das an diesem aber Tag sein, denn: Es windete richtig heftig.

Durch abwechslungsreichen Forst und Höhenweg mit Aussicht pur wanderte ich Richtung Lämershagen. Dort erwarteten mich die Lämershagener Treppen. Sage und schreibe 120 Stufen, die es hinab zu steigen galt. Kurz vorher wurde es etwas lauter und hinter den Treppen erkannte ich den Grund dafür: Ich querte die A2.

Das Bergstädtchen Oerlinghausen (Etappe 6)

Der Hermannsweg führte mich weiter durch unterschiedlichsten Mischwald mit tollen Aussichten und durch ein Wohngebiet von Lämmershagen. Ich war wirklich überrascht von der Vielfältigkeit des Teutoburger Waldes. Und kurz darauf sehe ich es auch schon: Das kleine Bergstädtchen Oerlinghausen. Nach einem Feld- und Wiesenstück und wandere ich über den Waldweg in den Ort hinein, wo schließlich die Etappe endet. Auch wenn diese Etappe nur 15 km hatte, schafften mich Wind, Wetter und Höhenmeter doch ganz schön. 

In dem wirklich schönen Städtchen Oerlinghausen gibt es auch Einiges zu sehen. Etwa den größten Segelflugplatz Europas oder die Alexanderkirche.

Vom Ende der Etappe aus ist es nicht weit bis zur Bushaltestelle Simonsplatz, von wo der Bus Richtung Bahnhof fährt. Weiter geht es nach Detmold.

Übernachtung in Detmold

Die JUGENDHERBERGE DETMOLD liegt mitten im Grünen – oberhalb der Stadt und unterhalb des Hermannsdenkmals. Im Bereich der Anmeldung gibt es hübsche Sitzmöglichkeiten, einen TV und (ich habe ihn besonders geliebt) einen Kaffeemautomaten! An der Anmeldung kann man Spiele ausleihen und es gibt einen kostenlosen Wasserspender und einen Snackautomaten.

Im Erdgeschoss befinden sich der Speiseraum und mehrere Aufenthalts- und Tagungsräume. Besonders interessant für Fernwanderer: Es gibt eine Waschmaschine und einen Trockner!

Draußen gibt es eine große Terrasse und einen Lagerfeuerplatz, eine riesige Spiel- und Liegewiese und vielen Sitzmöglichkeiten  sowie einen Spielplatz, einen Beach-/Volleyballplatz, einen Fußballplatz und eine Speed-Soccer-Arena.

Ich hatte ein Komfortzimmer mit einem breiten Bett. Im Bad (mit Dusche und WC) gab es einen beheizten Handtuchhalter. Den fand ich super, weil: Ich wurde an diesem Tag richtig nass und konnte meine Sachen darüber hängen.

Von Oerlinghausen bis Detmold (Etappe 7)

Nachdem ich eine gute Nacht in der Jugendherberge Detmold verbracht hatte, marschierte ich nach dem Frühstück los. Vom Bahnhof in Detmold fuhr ich mit Bahn und Bus zum Simonsplatz in Oerlinghausen, um genau dort wieder in den Hermannsweg einzusteigen, wo ich am Vortag endete.

Direkt zu Beginn führte der Fernwanderweg durch den Ort steil bergauf und auf den Kamm der Hermannshöhen zurück. Auf dem Tönsberg angekommen, erwartete mich die sogenannte “Kumsttonne”. Das ungewöhnliche, tonnenförmige Gebäude offenbarte sich als der Stumpf einer alten Windmühle und ist das Wahrzeichen von Oerlinghausen.

Leider war der Fernblick in diesem Moment alles andere als klar. Aber die eine oder andere ausgezeichnete Aussicht konnte ich vom Bergrücken, dem ich in südöstlicher Richtung folgte, erkennen. Tatsächlich war es nicht nur diesig: Über dem Bergrücken hing dicker Nebel und ich konnte nur wenige Meter weit schauen.

Während ich weiter auf einem eher breiteren Weg über den Kamm wanderte, passiere ich verschiedene Wegmarken. Über dem Segel-Flugplatz von Oerlinghausen erinnert ein Monument an den Heimatschriftsteller Hermann Löns.

Kurz darauf gelangte ich auf einen Pfad, der mich in einen wunderschönen Wald führt. Und erneut tauchten im Nebel, quasi wie aus dem Nichts Mauerreste mit einem Kreuz auf. Es handelte sich um die Ruine der Hünenkapelle auf dem Tönsberg aus dem 5. Jahrhundert. 

An der Hünenkapelle erreichte ich tatsächlich auch schon den höchsten Punkt der heutigen Etappe. Von dort wanderte ich überwiegend bergab. Wenig später gelangte ich über einen schmalen, steinigen Pfad in eine weitläufige Heidelandschaft. Teilweise offen, teilweise von kleinen abwechslungsreichen Waldstücken durchzogen, leitete mich der Hermannsweg zu den Rethlager Quellen. 

Rethlager Quellen und Donoper Teich (Etappe 7)

Die Rethlager Quellen markieren den Ursprung des Rethlager Baches am Nordhang des Teutoburger Waldes und sind gleichzeitig als Naturdenkmal klassifiziert. Diese Karstquellen liegen in der Dörenschlucht auf dem Gebiet der Stadt Detmold an der Grenze zur Stadt Lage. Diese Schlucht ist bis zu 20 Meter tief und bildet einen vergleichsweise flachen Übergang über den Teutoburger Wald.

Von den Rethlager Quellen aus führt der Hermannsweg durch tolle Waldabschnitte zum Donoper Teich. Der Hasselbach wird im Hiddeser Wald gestaut und bildet den Donoper Teich. Dieser ist nach der Familie von Donop benannt, einer der ältesten Adelsfamilien in Lippe. 

Das Naturschutzgebiet Donoper Teich ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Naturfreunde, Wanderer und Familien, die die historische Schönheit der Umgebung und den Charme des Teiches erleben möchten.

Ein Gruß vom Hermann (Etappe 7)

Von dort wanderte ich nur noch wenige Kilometer bis zu meinem Ziel in Detmold. Kurz vor dem Etappenende zweigt ein Weg zum Hochmoor “Hiddenser Bent” ab. Es handelt sich um ein Hochmoor und gleichzeitig das letzte lebende Hangmoor des Teutoburger Waldes.

Die Etappe endet am Ortsrand von Detmold-Hiddensen, am Fuße des Berg Grotenburg, direkt unterhalb des Hermannsdenkmals. Von dort laufe ich etwa 20 Minuten bis zur Jugendherberge Detmold, in der ich auch heute wieder übernachte.

Bist du schon auf dem Hermannsweg gewandert und hast die magische Hünenkapelle besucht? 


Zur Autorin

Sabine Schönberg liebt es, mit Rucksack und Wanderschuhen in der Natur unterwegs zu sein. Sie ist Wanderbloggerin, Texterin und Kreative aus Mülheim a. d. Ruhr. Seit 2014 bloggt sie bei Ausgelatschte Schuhe. Das Wanderblog. über tolle Wanderwege und -regionen. Außerdem schreibt sie über Unterkünfte und Wanderausrüstung.


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