Jugendherbergen stehen auch in Krisenzeiten für gesellschaftlichen Zusammenhalt ein

Das DJH hilft seit Kriegsbeginn bei der Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine und verurteilt die russische Aggression. Auch 2021 waren die Jugendherbergen wichtige gesellschaftliche Partner – etwa bei der Bewältigung der Corona-Pandemie oder der Unterstützung von Heranwachsenden und Familien. Für 2022 setzt der 2,3 Millionen Mitglieder starke Verband auf die Rückkehr der Schul- und Klassenfahrten. Vor allem Kindern und Jugendlichen sollen so wieder dringend benötigte Freiräume ermöglicht werden.

Detmold/Berlin. Jugendherbergen sind sichere Orte, an denen wichtige Werte wie Weltoffenheit und Völkerverständigung, unabhängig von Kultur, Religion oder sozialer Herkunft, täglich aufs Neue gelebt werden – auch und vor allem in Krisenzeiten. Aus diesem Grund hat sich das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) unmittelbar nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine entschlossen, Hilfe zur Unterbringung von Geflüchteten anzubieten. Aktuell sind in über 40 von insgesamt mehr als 400 Jugendherbergen schutzbedürftige Menschen aus der Ukraine untergebracht. „Die Situation ist noch immer sehr dynamisch, aber wir versuchen überall dort zu unterstützen und zu helfen, wo es möglich ist“, so DJH-Hauptgeschäftsführer Julian Schmitz. „Wir sind nach wie vor schockiert über die russische Aggression und verurteilen diesen Angriffskrieg aufs Schärfste. Die Folgen für die Menschen in der Ukraine sind verheerend und wir stehen als Gesamtgesellschaft in der Pflicht, alles zu tun, um die Not und das Leid zumindest ein Stück weit zu lindern“, fügt Schmitz an.

Wichtige Rolle des DJH für Gemeinwohl und Zivilgesellschaft auch 2021 wieder deutlich

Wie wichtig das deutschlandweite DJH-Netz in herausfordernden Situationen ist, zeigt nicht nur die aktuelle Unterbringung von Geflüchteten (auch aus Afghanistan und weiteren Ländern), sondern auch andere Sondernutzungen verschiedener Jugendherbergen im Kontext der Corona-Pandemie. So wurden DJH-Häuser 2021 zum Beispiel als Impf- oder Testzentren, temporäre Obdachlosenunterkünfte und Frauenhäuser, Ausweichquartiere für den Schul- und Lehrbetrieb oder zur Beherbergung und Versorgung von Einsatz- und Hilfskräften genutzt. „Dies zeigt mehr als deutlich, dass das DJH ein wichtiger Baustein des sozialen Fundamentes in diesem Land und damit weit mehr als nur ein Anbieter für Übernachtungen ist“,
erläutert Julian Schmitz. Hilfe anzubieten sei ein wichtiger Teil des DJH-Engagements und gehöre zum Werteverständnis des Verbandes, so der DJH-Hauptgeschäftsführer „aber klar ist auch, dass unsere Kernaufgabe die Durchführung von Schul- und Klassenfahrten bleibt. Nur wenn diese Gästegruppe wieder im gewohnten Umfang die Jugendherbergen bereist, sind wir als Gesamtverband überhaupt in der Lage, auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen zu unterstützen“, fasst Julian Schmitz zusammen.

„Comeback der Klassenfahrten“ steht bevor

Fast zwei Jahre lang konnten Schul- und Klassenfahrten aufgrund der Corona-Pandemie nur in sehr begrenztem Umfang oder überhaupt nicht stattfinden. Vor allem die Heranwachsenden mussten in dieser Zeit auf vieles verzichten, hatten kaum soziale Kontakte und wenig Möglichkeiten des Miteinanders. „Jetzt gilt es, diese wichtigen Erlebnisse und auch das außerschulische Lernen schnellstens wieder möglich zu machen, um die weiterhin spürbaren Folgen der Pandemie abzufedern. Wie wichtig dies für Kinder und Jugendliche sowohl für die eigene als auch für die Entwicklung in der Gemeinschaft ist, darüber sind sich mittlerweile alle Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet einig“, so Julian Schmitz. Mit den jetzt gelockerten Corona-Maßnahmen gehen die Jugendherbergen von einem flächendeckenden „Comeback“ ihrer wichtigsten Gästegruppe in 2022 aus. Wie sehr die Schul- und Klassenfahrten dem DJH fehlen, zeigt auch ein Blick auf die Übernachtungszahlen des vergangenen Jahres für diese Gästegruppe. So wurden hier 2021 nur rund 910.000 Übernachtungen registriert. Dies sind zwar etwa 260.000 mehr als 2020 aber rund 2,7 Millionen weniger als noch 2019. Insgesamt konnte das DJH mit seinen 14 eigenständigen Landesverbänden im vergangenen Jahr rund 3,9 Millionen Übernachtungen verzeichnen und damit etwa 300.000 mehr als 2020 (rund 3,6 Millionen), allerdings fehlen hier zu einem „normalen Jahresergebnis“ (2019 rund 9,8 Millionen) noch immer rund 6 Millionen Übernachtungen. „Zwar erleben wir nach wie vor einen positiven Trend bei den Familien, denn die Jugendherbergen waren vor allem in den Ferienzeiten sehr gut besucht, aber wir wollen jetzt endlich auch wieder Schulklassen in unseren Häusern für wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Sport, Kultur oder soziales Lernen begeistern und Freiräume ermöglichen“, so Julian Schmitz. Dieses Engagement haben die Jugendherbergen im vergangenen Jahr auch auf anderen Wegen eingebracht.

Jugendherbergen unterstützen Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“

So beteiligt sich das DJH als anerkannter Träger der freien Jugendhilfe seit Sommer 2021 am „Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche“ der Bundesregierung. Knapp 90 Feriencamps, erlebnispädagogische Angebote sowie Aktivitäten zu Nachhaltigkeit, Sport und Kultur (z. B. Theater oder digitale Medien) konnten so in Jugendherbergen angeboten werden. Darüber hinaus nahmen rund 35 DJH-Häuser an dem Förderprogramm „Corona-Auszeit für Familien“ teil, um benachteiligten Familien freizeitpädagogisch betreute Aufenthalte zu ermöglichen. Allein in der ersten Woche erreichten das DJH mehr als 3.500 entsprechende Anträge von förderberechtigten Familien.

DJH-Mitglieder sorgen für Allzeitrekord

Eine ähnliche positive Resonanz hat das DJH in den vergangenen Monaten auch im Bereich der Mitgliedschaft erlebt: Insgesamt haben 2021 nämlich so wenig DJH-Mitglieder wie noch in keinem anderen Jahr zuvor den Verband verlassen. Insgesamt bedeutet das leichte Minus von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (aktuell rund 2,3 Millionen) somit nur eine „kleine Delle“ in der Gesamtbetrachtung. „Als gemeinnütziger Verband sind wir zur Erfüllung unserer satzungsgemäßen Aufgaben auf die Beiträge angewiesen. Jede Mitgliedschaft ermöglicht es uns letztlich, in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen aktiv zu sein. Das DJH ist deshalb sehr stolz auf diesen Rückhalt der Jugendherbergsfamilie, aber wir sehen dies natürlich auch weiterhin als Verpflichtung an. Insgesamt blicken die Jugendherbergen dank der Treue der Mitglieder, dem Einsatz unserer Mitarbeitenden und auch der staatlichen Hilfen nach zwei Jahren im Krisenmodus jetzt wieder ein Stück weit optimistischer in die Zukunft“, fasst DJH-Hauptgeschäftsführer Julian Schmitz zusammen.

Das DJH 2021 in Zahlen

  • 422 Jugendherbergen in 14 DJH-Landesverbänden
  • 67.687 Betten
  • Rund 3,9 Millionen Übernachtungen, darunter etwa 95.000 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland
  • Wichtigste Gästegruppe 2021: Familien (33 Prozent der Übernachtungen) vor Schulen/Hochschulen (23 Prozent)
  • 2.283.934 DJH-Mitglieder
  • Rund 4.100 hauptamtliche sowie etwa 780 ehrenamtliche DJH-Mitarbeitende