Jahresbericht 2020

Deutsches Jugendherbergswerk
Landesverband Unterweser-Ems e.V.

Die JugendHerbergen gemeinnützige GmbH
DJH Gemeinsam Arbeiten gemeinnützige GmbH
Gemeinschaft Erleben GmbH

 

Vorwort


Sehr geehrte Damen und Herren,

am 18. März 2020 hat die Geschäftsführung die Hausleitungen angewiesen, mit sofortiger Wirkung alle Standorte zu schließen. Unser gemeinnütziges Unternehmen geht in den Krisenmodus. Der Beginn eines herausfordernden Jahres.

Es folgt die erste große Stornowelle, Verbote von Klassenfahrten, Schul- und Kitaschließungen. Die Ereignisse überschlagen sich. Innerhalb weniger Tage ziehen Mitarbeiter*innen ins Homeoffice um, die Kommunikation erfolgt von nun an bis Juni 2021 fast ausschließlich digital.

Nahezu täglich neue Entwicklungen, auf die wir reagieren müssen: Neue An- und Verordnungen des Bundes, des Landes und der Gesundheitsämter. Was geht, was geht coronabedingt nicht? Der Betrieb der Jugendherbergen muss im Laufe des Jahres 2020 oftmals innerhalb weniger Tage umstrukturiert werden. Verunsicherungen der Gäste und Mitarbeiter*innen sind die Folge.

Durch die Schließungen und Kapazitätsbegrenzungen unserer Jugendherbergen sinken unsere Einnahmen ab Mitte März bis Anfang Juli quasi über Nacht auf null. In den Sommerferien erholt sich die Lage etwas, im Spätsommer bis zum Ende des Jahres spitzt sie sich wieder zu. Die mehr als 630 Mitarbeiter*innen fürchten den Verlust ihrer Arbeitsplätze.

Trotz sofort eingeleiteter Gegenmaßnahmen wie Kurzarbeit für alle unsere Beschäftigten, radikalen Kosteneinsparungen und Investitionsstopps schmelzen unsere Liquidität und investive Rücklagen ab. Die Liquiditätsplanungen werden ständig den aktuellen Entwicklungen angepasst, Worst-Case-Szenarien im Vorstand und Aufsichtsrat gemeinsam mit der Geschäftsführung durchgespielt, Belegungsalternativen gesucht.

Wir bieten unsere Jugendherbergen als Impfzentren, als Quarantänestationen oder Unterkünfte für Geflüchtete an. Dies gelingt uns an acht Standorten, eine kleine Erfolgsgeschichte in der Pandemie. Auch wenn diese die ausgefallenen Übernachtungen und Umsätze des Jahres 2020 nicht annähernd auffangen können.

Der Blick auf die Bilanz 2020 macht deutlich, wie schwer die Corona-Lage die Jugendherbergen getroffen hat. Konnten wir 2019 noch 695.000 Übernachtungen in unseren Jugendherbergen erzielen, sind es 2020 rund 230.000 – ein Rückgang von 67 Prozent. Besonders schwer wiegt in diesem Zusammenhang der fast komplette Wegfall von Klassenfahrten und anderen Gruppenaufenthalten, unsere größten Gästegruppen.

Das Ergebnis aus dem Betrieb der Jugendherbergen liegt in 2020 bei rund minus 4.8 Mio. Euro, trotz Kurzarbeit und einem radikalen Ausgaben- und Investitionsstopp.

Ohne staatliche Beihilfen hätte dieses Ergebnis fatale Folgen für das Unternehmen, die 650 Arbeitsplätze und viele Geschäftspartner. Ab Sommer 2020 kristallisiert sich heraus, dass der Bund und das Land Niedersachsen auch die Jugendherbergen stützen werden. Da wir uns noch in der Beantragung und Verrechnung der unterschiedlichen Beihilfeprogramme befinden, ist deren abschließende Bewertung jedoch noch nicht möglich.

Jetzt, im Juni 2021, wagen wir nur ein erstes vorsichtiges Fazit: Die Liquidität ist gesichert, die unterbliebenen Investitionen in Millionenhöhe haben zu einem Investitionsstau geführt mit noch nicht endgültig abschätzbaren Auswirkungen auf das Netz der Jugendherbergen.

Ein vorsichtiger Ausblick auf das Jahr 2021:

Nach dem zweiten Lockdown im November 2020 mussten wir erneut unsere 27 Jugendherbergen schließen.

Sinkende Inzidenzen, mehr Impfungen, eine veränderte Wahrnehmung der Jugendherbergen und deren Relevanz bei der Minderung der Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche stimmen uns nun etwas optimistischer. Spätestens bis zu den Sommerferien 2021 werden wir fast alle Jugendherbergen wieder öffnen.

Nahezu alle der rund 630 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zwar in Kurzarbeit, aber noch an Bord, endgültige Standort-Schließungen sind bislang nicht erfolgt. Die Mitarbeiter*innen freuen sich sehr, endlich wieder Gäste begrüßen zu können. Endlich machen wir wieder das, was wir am besten können.

Insgesamt wird aber auch das Jahr 2021 ein schwieriges, weil sich die Nachfrage nur sehr langsam erholt und die pandemische Lage unsicher bleibt.

Neben der Übernachtung und Verpflegung bieten die gemeinnützigen Jugendherbergen als Träger der Jugendhilfe vielfältige Programme mit ganzheitlichen Konzepten für alle Zielgruppen an. Jugendherbergen bieten einen pädagogischen Erfahrungsraum. Sie sind Orte, die soziales, schulisches und außerschulisches Lernen ermöglichen. Dies haben die „Lernräume“ des Landes Niedersachsen gezeigt, die auch in den Jugendherbergen stattfanden und in 2021 erweitert werden.

Aufenthalte in Jugendherbergen können die Folgen von Corona in der Gesellschaft abmildern. Wir stehen weiterhin „Stand-by“ als Gemeinwohlpartner.

Bei allen Gästen, Mitgliedern und ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen möchten wir uns sehr herzlich bedanken: Für das Jahr 2020, für die vielen berührenden Solidaritätsbekundungen, für das enorme Engagement und Vertrauen in diesem schwierigsten Jahr in unserer 112 jährigen Unternehmensgeschichte.

Auch unseren Geschäftspartnern danken wir für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und hoffen, dass sie diese Krise meistern.

 

Dirk Hoffmann
Vorstandsvorsitzender und
Aufsichtsratsvorsitzender

Thorsten Richter
Geschäftsführung