Wiederaufbau

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die Besatzungsmächte alles Eigentum ehemaliger nationalsozialistischer Organisationen, wozu auch das Jugendherbergswerk gezählt wurde. Die Jugendherbergen galten als „Nazi-Gebäude“. Fast alle Jugendherbergen im heutigen Verbandsgebiet waren zerstört, beschlagnahmt, ohne Inventar oder mit Flüchtlingen belegt.
In Baden war lediglich die Jugendherberge Walldürn frei. Sie bot noch 40 verschlissene Bettstellen, und auch das Inventar war nicht in den Kriegswirren verschleppt worden. So konnte sie als erste badische Herberge am 1. August 1947 wieder ihren Dienst aufnehmen – dies war jedoch nur möglich, weil die Herbergseltern Müller die Jugendherberge den ganzen Krieg über weiterbetreut hatten und nun ihre alte Tätigkeit wieder aufnahmen.
In Schwaben war nur noch die Jugendherberge Wiesensteig funktionsfähig. Der Zuständige im Kultministerium gab dem Studenten Max Bächer, der von der amerikanischen Militärregierung mit der Reorganisation der von den Nazis aufgelösten Jugendbewegungen beauftragt war, die Anweisung zur Bestandsaufnahme. Er sollte klären, wie der Stand in den ehemaligen Jugendherbergen war: Wie viele Betten gab es? Wie viele Decken? Für seine Fahrten zur Sichtung an den einzelnen Standorten bekam Bächer Benzin für sein Motorrad zugeteilt.

Münker verfasste schon im Oktober 1945 einen Aufruf zur Wiederbelebung des Herbergswerkes. Ziel war es, schnell mit der Vergangenheit abzuschließen und nach vorne zu blicken. „Wesentlich belastete“ Herbergsväter sollten ersetzt werden; die Kompetenz der Herbergseltern wurde aber augenscheinlich höher eingeschätzt als ihre „Unbelastetheit“ – generell war es schwierig, überhaupt gänzlich unbelastete ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Einige Gremien wurden umbenannt: Der „Reichsverband“ in den „Hauptverband“, Ortgruppen bzw. Ortsverbände hießen ab diesem Zeitpunkt Ortsvereine. 
Die Landesverbände wurden dazu aufgefordert, sich an die jeweiligen Militärregierungen zu wenden, den Stand der Jugendherbergen zu ermitteln, die Ortsvereine wiederzubeleben und möglichst schnell wieder Mitglieder (zentrale Mitgliederlisten existierten nicht mehr) zu werben und damit Beiträge einzuziehen. Die Guthaben bei Banken und Sparkassen sollten erfasst und abhanden gekommenes Gerät und Ausstattungsgegenstände zurück gefordert werden.
Die ehemaligen Heime der Hitlerjugend sollten in das Herbergsnetz eingegliedert werden und eine neue Verwendung erfahren: „Es gilt, zu retten, was noch zu retten ist. Es gilt aufzubauen, was in Trümmern liegt. Es gilt, eine Brücke des Friedens zu schlagen!“

Die Besatzungsmächte hatten den „Reichsverband für Deutsche Jugendherbergen“ aufgrund seiner Eingliederung in die Hitlerjugend als NS-Organisation eingestuft. Nur in zähen Verhandlungen war es möglich, die Siegermächte zur Herausgabe des Verbandseigentums zu bewegen und ihre Meinung dahin gehend zu ändern, dass das Jugendherbergswerk nicht mehr als nationalsozialistische Organisation gewertet wurde.
Der Erfolg war dem Engagement Münkers zu verdanken, dem es gelang, den britischen, amerikanischen und französischen Jugendherbergsverband dazu zu bringen, sich bei den Besatzungsbehörden für das Deutsche Jugendherbergswerk zu verwenden.
Am 7. November 1945 erging in der britischen Zone die Erlaubnis, einen „Provinzialverband unter der Aufsicht des Landesjugendamtes“ zu gründen. In der amerikanischen Zone war die Arbeit des Jugendherbergswerkes bereits am 5. Oktober 1945 wieder erlaubt worden. In der französischen Zone durften allerdings erst 1949 wieder Ortsvereine und Landesverbände gegründet werden.
Ab 1946 erhielten die Verbände nach und nach ihre Herbergen zurück, mussten aber jede einzeln zurückfordern. Es dauerte lange, bis alle Eigenheime wieder an die Landesverbände zurückgegeben worden waren – das erste Eigenheim des badischen Verbandes, die Karl-Langer-Jugendherberge in Reisenbach wurde bis 1957 von amerikanischen Besatzungstruppen genutzt.
Das 1943 auf den Reichsverband übertragene Vermögen des badischen Verbandes wurde von den Besatzungsmächten erst im Dezember 1949 wieder frei gegeben.

Zu Ostern 1946 konnten die ersten 12 Jugendherbergen in Württemberg wieder Gäste beherbergen: Backnang, Heidenheim, Heubach, Hörlebach, Kirchheim/Teck, Langenburg, Maulbronn, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Schorndorf, Wiesensteig und – in Südwürttemberg – auf dem Kniebis.
Das erste Herbergsverzeichnis von 1947 hatte 8 Seiten – das letzte vor dem Zweiten Weltkrieg von 1939 hatte 340 Seiten gehabt.

In Nordwürttemberg begann der Vorsitzende Heinrich Hassinger mit seinen Weggefährten Georg Fahrbach, Max Bächer, Walter Hetzer, Walter Hägele, Annelies Strobel und anderen mit dem Wiederaufbau in der amerikanisch besetzten Zone. Heinrich Hassinger war 1945 im Württembergischen Kultministerium zum Leiter der Abteilung Jugendpflege und Volksbildung berufen worden und übernahm im Auftrag desselben den vorläufigen Vorsitz des Landesverbandes Schwaben, der als wirklicher Verband zu diesem Zeitpunkt natürlich noch gar nicht existierte.
Am 10. Juli 1948 erfolgte die offizielle Wiedergründung des „Landesverbands Schwaben für Jugendherbergen und Jugendwandern“ und schon im gleichen Jahr existierten nahezu alle alten Ortsverbände, beziehungsweise Ortsvereine wieder.

In der französischen Besatzungszone in Südwürttemberg war der spätere Vorsitzende  Albert Thaidigsmann mit seinen Wegbegleitern Dr. Seitzer, Irma und Georg Sulzberger, Ordinariatsrat Weitmann, Dr. Just und anderen tätig. Nach 1945 stand in diesem Bereich keine einzige Jugendherberge mehr zur Verfügung. An Ausstattungsmaterial gab es nur noch, was die vormaligen Herbergseltern versteckt hatten.
1946 konnten bereits sechs Unterkünfte wieder eröffnet werden und die Militärregierung genehmigte zum Wiederaufbau einen Landesausschuss, der sich aus Vertretern der Jugendorganisationen, der Schulen und dem Kultministerium zusammensetzte. Die Gründung eines Jugendherbergswerkes e.V., der den Aktiven eine Rechtsgrundlage geboten hätte, verweigerte sie aber zunächst. Also bemühte sich der Ausschuss „im Rahmen des zurzeit möglichen“, die Jugendherbergen wieder aufzubauen und einzurichten.
Während es vor dem Zweiten Weltkrieg 35 Jugendherbergen mit 1.800 Betten gegeben hatte, waren bis 1949 erst 15 Häuser mit 600 Betten wieder in Betrieb.
1949 suchte der Landesausschuss daher namhafte Personen, die sich als Gründungsmitglieder zur Verfügung stellten, um dem Antrag auf eine Verbandsgründung bei der Militärregierung Dringlichkeit zu verleihen.Dies gelang und die Neugründung des „Jugendherbergswerks e.V. Württemberg-Hohenzollern“ fand am 22. Januar 1949 statt. Das Kultministerium sagte seine finanzielle Unterstützung zu – wenn die vorgesehenen 25.000 DM vom Landtag genehmigt werden würden.

Baden war ebenfalls in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Nordbaden gehörte zur amerikanischen, Südbaden zur französischen Zone. Eine Grenzüberschreitung war nur mit einem Laissez-passer möglich.
Münker und Schirrmann forderten den an die Verbandsspitze zurückgekehrten Broßmer und den ehemaligen Geschäftsführer Karl Härdle auf, den Wiederaufbau in Nordbaden in die Hand zu nehmen. Am 31. Oktober 1946 wurde im ersten Schreiben nach dem Krieg „an die alten und neuen Freunde der Badischen Jugendherbergen“ neben anderem über die Wahl des ersten Vorsitzenden, Karl Broßmer, berichtet.
Ein Versuch Härdles, grenzübergreifend auch in Südbaden aktiv zu werden, wurde von der französischen Besatzungsmacht entschieden untersagt. Deshalb kam es 1948/1949 im badischen Gebiet zur Gründung von zwei kleinen Teilverbänden mit Sitzen in Karlsruhe und Freiburg.
Die Benennung des nordbadischen Verbandes mit „Baden“ bot sich an, weil er seit seiner Gründung 1920 im Vereinsregister Karlsruhe nicht gelöscht worden war. Man ging nur von einer kurzzeitigen Teilung aus. Am 5. Juli 1947 erfolgte die konstituierende Hauptversammlung des Landesverbandes Baden, bei der die 1941 erfolgte Liquidation aufgehoben wurde und Franz Köbele den Vorsitz übernahm.

Im französisch besetzten Südbaden informierte im Dezember 1948 das Ministerium des Inneren über die Gründung eines Landesjugendherbergsausschusses. Die Jugendherbergen fielen zwar noch unter das kontrollierte Vermögen, sollten aber soweit als möglich dem Jugendherbergsausschuss zur Nutzung überlassen werden – geöffnet waren bis zu diesem Zeitpunkt lediglich das „Haus Luginsland“ auf dem Schauinsland und das „Fleinerhaus“ bei Todtnauberg.
Das Ministerium genehmigte die Erhebung eines Schulpfennigs, um dem Ausschuss finanzielle Ressourcen zu erschließen. Erst 1949 gestattete die französische Militärregierung die Vereinstätigkeit, „der Verein untersteht jedoch weiterhin jeder Kontrolle der Militärregierung“. Die Gründungsversammlung der „Badische[n] Jugendherbergen, Landesverband Südbaden e.V.“ fand am 18. März 1949 in der Jugendherberge Titisee statt.
Drei Jahre später erfolgte die Umbenennung in den an den allgemeinen Gebrauch angelehnten Namen „Deutsches Jugendherbergswerk, Landesverband Schwarzwald-Bodensee“.
Die Benennung der Verbände in den Nachkriegsjahren ist nicht immer eindeutig – 1948 gabendie Häuser „vom Schwarzwald zum Bodensee“ unter dem Namen „Badisches Jugendherbergswerk e.V., Freiburg i. Br.“ einen kleinen bebilderten Werbeflyer heraus. Er enthielt den Hinweis, dass die Häuser durch die Zeitumstände nicht vollständig eingerichtet seien und man sich vor dem Besuch nach Deckenanzahl und ähnlichem erkundigen solle.
Um zu verhindern, dass das Vermögen des ehemaligen Verbandes als echtes Nazi-Vermögen abgestempelt und dem Wiedergutmachungsfond zufließen würde, trat der Vorsitzende, Dr. Josef Epp, an die Regierung heran und forderte die „Rückerstattung der in Südbaden gelegenen Jugendherbergen“ – bis zur endgültigen Lösung sollten 20 Jahre vergehen.
1951 wurde in Freiburg der erste Neubau in Südbaden eingeweiht; selbst das Hohe Kommissariat der französischen Regierung beteiligte sich an den Kosten. In den folgenden Jahren kamen Neubauten in Stühlingen, Kehl und Breisach hinzu. 1955 wurde der Hebelhof auf dem Feldberg erworben.

Während sich in den französisch besetzten Gebieten der Wiederaufbau in die Länge zog, trug das Interesse der amerikanischen Besatzer bald Früchte. Bei einem Treffen der Geschäftsführer der Jugendherbergsverbände Baden, Bayern, Hessen und Württemberg mit dem zuständigen Sachbearbeiter der Amerikaner, Monroe Smith, erklärte sich dieser bereit, nicht mehr benötigtes Material aus amerikanischen Heeresbeständen günstig oder sogar kostenlos abzugeben.
1947 erfolgte in Baden ein Erlass, die ehemaligen Jugendherbergen wieder als solche nutzbar zu machen. „Ein findiger und von seiner neuen Aufgabe besessener Geschäftsführer, Heinrich Kastner, dringt in die Areale der US-Army ein und holt heraus, was mit List und Tücke überhaupt zu haben ist. Bettstellen, Feldbetten, Decken, Zelte und Küchengeräte […] werden sichergestellt.“ Dabei wurden intakte Stahlblechbarackenangekauft, die auf Jahre hinaus als Behelfsjugendherbergen dienten, unter anderem in Eberbach, Mosbach und in Wiesloch. Auch die nordbadische Unterrichtsverwaltung unterstützte den Wiederaufbau: In einem Rundschreiben an alle Schulen machte sie auf die Bedeutung des Jugendherbergswerkes aufmerksam.
Dass beim Wiederaufbau nicht immer zimperlich vorgegangen wurde, zeigt ein Beispiel vom Dilsberg, wo die junge, verwitwete Herbergsmutter vom Verband angewiesen wurde, eines der beiden kleinen Zimmerchen, die sie zusammen mit ihrer Tochter bewohnte, abzugeben, um es als Schlafraum nutzen zu können.

Solange in den neu gebildeten Landesvereinigungen mit den Widrigkeiten des Nachkriegsalltags (es gab kein Papier, kein Geld und kein Büromaterial) gekämpft wurde, war der Hauptverband des Deutschen Jugendherbergswerkes ebenfalls sehr aktiv und warb unermüdlich um Mitarbeiter, Mitglieder und Unterstützung. Bereits 1946 hielt Richard Schirrmann einen Jugendwanderführerlehrgang in der Jugendherberge Kirchheim unter Teck ab.
Im Oktober 1949 wurde das Deutsche Jugendherbergswerk in Altena neu gegründet – 1950 erfolgte die Wiedereingliederung des Deutschen Jugendherbergswerkes in den Weltverband.

Neben der Rückerstattung der Häuser war die Konsolidierung der Finanzen das entscheidende Thema der Nachkriegszeit. 1951 war die Ausstattung in den Häusern noch  immer sehr dürftig. Obwohl schon 1950 von der Gemeinde erworben, erhielt die Jugendherberge Walldürn erst in den Folgejahren „nach und nach besseres Geschirr, Töpfe [und] auch ein paar Küchenschränke“. Zusätzlich wurden kleine Kopfkissen angeschafft – vorher mussten die Gäste diese entweder selbst mitbringen oder darauf verzichten.
Der Jugendherbergsverband in Nord-Baden rief 1946 erstmalig zur Spende eines „Jugendherbergsgroschens“ auf – 1947 kamen über diesen Sammelweg 60.000 RM zusammen.
Bereits im November 1945 hatte Hassinger im schwäbischen Landesverband zur Sammlung eines „Jugendherbergs-Weihnachtsgroschens“ aufgerufen, um die Jugendherbergen in Nordwürttemberg wieder instand setzen zu können. Hassinger betonte später, dass die Sammlung des Jugendherbergspfennigs keine Erfindung der Nationalsozialisten gewesen sei, sondern von ihm selbst in Hessen bereits vor 1933 durchgeführt worden wäre. Im Hitlerstaat war die Entrichtung des vormalig freiwilligen Jugendherbergspfennigs befohlen worden.
1949 folgte in Schwaben dann der Aufruf, den Jugendherbergs-Schulgroschen zu bezahlen, „um das Werk der Jugend zu erweitern und zu verschönern“. 1950 kombinierte der Landesverband Schwaben die Auflistung seiner Jugendherbergen mit einem Spendenaufruf für den ersten Neubau nach Kriegsende; die Jugendherberge in Blaubeuren.