Vorgeschichte

Die Jugendherbergen gingen aus den „Schüler- und Studentenherbergen“ hervor, die 1884 von Fabrikant Guido Rotter gegründet wurden, und die ihre Blütezeit vor dem Ersten Weltkrieg erreichten. Der Initiator der Jugendherbergsbewegung, Richard Schirrmann, kam als junger Volksschullehrer aus Ostpreußen an die Ruhr und führte dort seine Schüler ausgiebig in die Natur des Sauerlandes, was ihm schnell den Ruf des „wandertollen Lehrers“ einbrachte. 1909 kam ihm die Idee, in jedem wanderwichtigen Ort in Tagesmarschabständen eine „Jugendherberge“ als Unterkunft für die gesamte wanderfrohe Jugend des Deutschen Reiches einzurichten. Zusammen mit dem großartigen Organisator, Wilhelm Münker, einem Fabrikanten aus Hilchenbach in Westfalen, baute Schirrmann in den kommenden Jahren das Jugendherbergswerk auf. 1919 wurde in Altena der Hauptausschuss für Deutsche Jugendherbergen in aller Form gegründet.

1906 hatte sich der Schwäbische Albverein der Bewegung Rotters unter der Bezeichnung „Schülerherbergen“ angeschlossen. Im Jahr 1907 wurden im Gebiet der Schwäbischen Alb die ersten 11 Herbergen dieser Art eröffnet – und zählten im ersten Sommer gerade mal 80 Besucher. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden im engeren Albgebiet fast 40 Unterkünfte in Gasthäusern beschafft und dort 3.000 Übernachtungen gezählt.
In Baden hatte die Bewegung Rotters ebenfalls Fuß gefasst: Der Badische Schwarzwaldverein bot 1912 24 Schüler- und Studentenherbergen für Jugendliche an.

Studiert man die „Blätter des Schwäbischen Albvereins“, deren Herausgeber, Prof. Dr. Eugen Nägele, zugleich zum Gründervater des schwäbischen Verbandes werden sollte, findet man bereits 1914 erste Überlegungen, die Jugendherbergsbewegung von Richard Schirrmann zu unterstützen. Hatte sich der Schwäbische Albverein schon zuvor der „Einrichtung der Studenten- und Schülerherbergen angeschlossen, weil dies damals der einzige mögliche Anschluss war, […] wird er sich auch um diese Sache [die Jugendherbergen] kümmern.“  Geplant war bereits ein Verzeichnis mit Karte, um „den ganzen Betrieb fruchtbar zu gestalten“. Dabei ging man im Schwäbischen Albverein noch hoffnungsfroh davon aus, dass die Herbergen „wenn einmal gegründet, sich selbst unterhalten“ – ganz so einfach wurde es nicht.

Der Beginn des Ersten Weltkriegs bremste die Ambitionen nur kurz. Eugen Nägele  war in engem Kontakt zu Wilhelm Münker, der noch im Feld stand. Im Februar 1917 verkündete Nägele ihm stolz, dass er „am letzten Sonntag eine weitere Jugendherberge zuwege gebracht“ habe. Uneinigkeit herrschte lange Zeit über die Verwaltung der zu gründenden Jugendherbergen. Nägele wollte sie, wie zuvor die Schülerherbergen, unter seiner direkten Leitung haben: „Landesverband = Schwäbischer Albverein. Anders geht es bei uns wohl nicht.“ Dies war gar nicht nach der Vorstellung Münkers, der eine separate Vereinsstruktur für die einzelnen Landesteile mit Beteiligung aller Volksschichten und nicht nur der Gebirgsvereine wünschte und Nägele wegen seines „Albvereinsklüngels“ als „Hemmschuh am Herbergswerke“ bezeichnete.
Daneben ging es auch um das Geld, das der Hauptausschuss für Deutsche Jugendherbergen in Schwaben gesammelt hatte. Nägele sah die Gefahr eines unschönen Wettbewerbes, aber „da der Verband den Karren verfahren hat, nehme ich es hin…“ Nägele sperrte sich vehement gegen eine Industriesammlung, die Münker für unabdingbar hielt und deshalb immer wieder aufmunternd nachfragte: „Ich bin sicher, dass Sie noch Geschmack am „Betteln“ finden werden. Machen Sie nur einen Versuch. Der Appetit kommt dann beim Essen.“

Noch während des Krieges drängten andere Gruppierungen, wie der Alt-Wandervogel, auf die Gründung eines Jugendherbergsvereins und beschwerten sich teilweise direkt bei Münker, dass es nicht vorwärts gehen würde. Daraufhin vermittelte Münker Nägele den Kontakt zum Württembergischen Schwarzwaldverein und zog hinter den Kulissen eifrig die Strippen, um die Gründung des schwäbischen Verbandes zu beschleunigen: Im Sommer 1918 beschlossen der Schwäbische Albverein und der Württembergische Schwarzwaldverein, gemeinsam in Schulgebäuden, Seminaren, alten Schlössern und Bauten der Gemeinden Jugendherbergen zu schaffen und zu unterhalten: „Die bescheidenste Form der Einrichtung besteht in der Bereithaltung von etwa 20 Heulagern; am willkommensten natürlich ist die Zuweisung eines größeren, vielleicht auch zweier Räume, in denen für einige Bequemlichkeit und jedenfalls für gesunde und geordnete Unterkunft, vielleicht auch für eine Kochgelegenheit gesorgt ist.“

Um für bessere Ausstattung zu sorgen, versuchte man, Heeresgut und Material aus den Lazaretten zu erhalten. Schon im Winter 1916 wandte man sich an das Rote Kreuz, damit bei Kriegsende nicht mehr benötigte Betten, Decken und Baracken dem Jugendherbergswerk überlassen werden sollten. Die Hoffnung, vieles vom Roten Kreuz erhalten zu können, schwand aber mit zunehmender Kriegsdauer – „Krankheiten und Dürftigkeit“ nahmen so sehr zu, dass die Gegenstände dort weiter benötigt wurden.