Das neue Jahrtausend

Im Jahr 2000 waren die Übernachtungszahlen weiter rückläufig. Der Gesamtrückgang rührte aus der Sekundarstufe II. Der Landesverband beschloss mehr Flexibilität in den Jugendherbergen bei der Gästebetreuung und die Entwicklung pädagogisch sinnvoller Programmangebote, um den Lehrkräften die Vorbereitung für die Klassenfahrt zu erleichtern – mit Erfolg.

In den folgenden Jahren gelang unter dem Vorsitzenden Prof. Dr. Werner Schnatterbeck und Geschäftsführer Karl Rosner die weitere Konsolidierung und Entwicklung des fusionierten Verbandes. Die Satzung wurde überarbeitet und klassische Übergangsregelungen aus Zeiten der Fusion, wie paritätische Verteilung der Ämter, gestrichen. Dafür wurde das basisdemokratische Delegiertensystem auf der Grundlage der Urwahl per Brief aufgenommen; mit dem Ziel, die Arbeit des Verbandes effektiver zu gestalten.

Um den Gästen die Wahl der für ihre Anforderungen passenden Jugendherberge zu erleichtern, wurden auf Bundesebene Herbergsprofile eingeführt. Als erstes Haus im Landesverband wurde 2006 die Jugendherberge Stuttgart International mit dem Profil „home again“ ausgezeichnet – in den nächsten Jahren folgten Heidelberg International, sowie Walldürn und Erpfingen mit Familien-Profilierungen.

Das weltweite Jubiläum „100 Jahre Jugendherbergen“ wurde im Jahr 2009 auch im Landesverband Baden-Württemberg mit vielen Veranstaltungen und Aktionen gefeiert.

Im Jahr 2013 wurde auf Bundesebene beschlossen, mit Hilfe der Landesverbände in Berlin die Jugendherberge Berlin Ostkreuz zu errichten. Zu dieser Entscheidung trug der Landesverband Baden-Württemberg entscheidend bei. Bei einer Vorstandssitzung des Hauptverbandes in Oberwesel 2013 wurde zum wiederholten Mal diskutiert, ob die Jugendherberge in Berlin gemeinsam gebaut werden solle.
Geschäftsführer Karl Rosner bat den Vorsitzenden Werner Schnatterbeck, eine Entscheidung herbeizuführen. Dieser forderte die Anwesenden auf, das Projekt entweder kraftvoll anzugehen und eine Jugendherberge in Berlin zu bauen, die ein Leuchtturm werden könne oder das Projekt zu beenden. Der Verband sei bereit, finanziell in Vorlage zu gehen. Er gehe davon aus, dass andere folgen würden – die Jugendherberge Berlin Ostkreuz wurde im Juni 2016 eröffnet.


Seit 2014 werden alle Jugendherbergen des Landesverbandes nach dem Qualitätskonzept „Jugendherbergen – 100 % geprüfte Qualität“ zertifiziert.

Mit Dr. Susanne Pacher wurde 2014 erstmals eine Frau an die Spitze des Landesverbandes Baden-Württemberg gewählt. Dr. Pacher setzt sich dafür ein, vermehrt junge Leute und Frauen für ein ehrenamtliches Engagement im Verband zu gewinnen.

Der Landesverband Baden-Württemberg engagierte sich bereits zu Beginn der 1990er Jahre für die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit – 1992 wurde in der Jugendherberge in Herrenwies ein Euroumweltstudienplatz eingerichtet. Im September 2015 beschloss der Vorstand, das Qualitätskonzept „Erlebnis Nachhaltigkeit“ in allen Häusern des Verbandes umzusetzen. Den Auftakt bildeten die Jugendherbergen in Bad Urach, Heidelberg, Herrenwies und Überlingen. Zum Ende des Jahres 2018 hatten alle Häuser die Zertifizierung erhalten.

Das jüngste Haus des Landesverbandes wurde im Oktober 2018 eingeweiht: die  Jugendherberge Heilbronn am neuen Standort auf dem Gelände der Bundesgartenschau 2019.

2019: Das Jugendherbergswerk in Baden-Württemberg feiert sein 100jähriges Bestehen! 1919/1920 war das Vereinsziel klar definiert: Die Vereine boten Unterkünfte an. Werte, wie das Erleben der Gemeinschaft oder nachhaltiges Handeln erlernten die jungen Gäste in den Massenlagern, in denen sie sich selbst versorgen mussten, automatisch. In der heutigen Gesellschaft ist diese Wertevermittlung nicht mehr so einfach. Immer weniger Kinder kommen aus Großfamilien und lernen Teilen, Gemeinschaft und praktizierte Toleranz von Haus aus. Auf einer Klassenfahrt in eine Jugendherberge lernt man das Zurückstellen eigener Wünsche, aber auch das gemeinsame Freuen – das Einfügen in eine Gemeinschaft. In Jugendherbergen kann man unbefangen mit anderen ins Gespräch kommen, mit anderen „Gemeinschaft erleben.“ Jugendherbergen sind in der heutigen Zeit wichtige Orte der Verständigung, der Toleranz über alle Kulturen hinweg und ein Zukunftsmodell.