Jugendherbergen zwischen Stonowelle und neuen Nutzungswegen

12.11.2020 - Nordmark

Hamburg, 12.11.2020. Seit dem Verbot touristischer Übernachtungen sind die meisten Jugendherbergen im Norden wieder geschlossen. Doch die Folgen des herbstlichen Infektionsgeschehens wirken schon weit ins kommende Jahr hinein: Viele Schulklassen stornieren bereits ihre Klassenfahrt für 2021. Der zuständige DJH-Landesverband Nordmark e.V. appelliert an alle Verantwortlichen, keine vorschnellen, pauschalen Verbote auszusprechen und zeigt sich kooperativ bei Stornierungsfristen. Zudem bietet der gemeinnützige Verband seine fast leer stehenden Häuser an vielen Orten für alternative Nutzungen an.

„Wir können die Entscheidung zum „Lockdown light“ nachvollziehen, möchten aber nach wie vor einen sinnvollen gesellschaftlichen Beitrag leisten“, fasst Geschäftsführer Stefan Wehrheim die Haltung im Landesverband Nordmark des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) zusammen.

Viel Platz in den Herbergen für Sondernutzungen

Im Zuge der Pandemie gibt es vielerorts Raum- oder Personalbedarfe, sei es für die Entzerrung von Schulunterricht, zur Einrichtung von Quarantäne- oder Testzwecken, zur Unterbringung von Pflegepersonal, Geflüchteten, Obdachlosen oder jungen Menschen in Not. „Als gemeinnütziger Anbieter sind wir bereit, auch außerhalb unseres sonstigen Alltags Verantwortung zu übernehmen“, bietet Wehrheim an. „Wir haben gut ausgestattete Räumlichkeiten, leere Betten, funktionierende Hygienekonzepte und erfahrenes Personal.“ So sind derzeit bereits erste Jugendherbergen (z.B. in Flensburg, Geesthacht und Hamburg) für gestrandete Seeleute, Berufsschüler und Geflüchtete eine sichere Bleibe auf Zeit. Viele weitere solcher Unterbringungen sind denkbar. Für Anfragen ist der Landesverband erreichbar unter service-nordmark@jugendherberge.de oder Tel. 040 / 655995 – 66 (10-15 Uhr).

 

Mehr Stornierungen, weniger Neubuchungen

Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 wurden mehr als 485.000 Übernachtungen in den über 40 Jugendherbergen in Schleswig-Holstein, Hamburg und dem nördlichen Niedersachsen storniert. Im Unterschied zum Frühjahr trifft das aktuelle Herunterfahren des öffentlichen Lebens den gemeinnützigen Verein weniger hart, da der Spätherbst und Winter zur belegungsschwächeren Zeit zählen.

Was dem DJH-Landesverband Nordmark e.V. jedoch Sorge bereitet, sind die Auswirkungen des aktuellen Lockdowns auf das Jahr 2021. Knapp die Hälfte der Stornierungen, die bisher im Oktober und November eingegangen sind, bezieht sich bereits auf Aufenthalte im ersten Halbjahr 2021, Tendenz steigend. Das Gros der Absagen (über 80 Prozent) kommt von Schulklassen und weiteren Gruppen. Hinzu kommt, dass Neubuchungen ebenfalls ausbleiben. Wenn sich diese Tendenz fortsetzt, gerät mehr und mehr auch für 2021 das Kerngeschäft der Jugendherbergen ins Wanken.

 

Appell an die Bildungspolitik

Außerschulisches Lernen ist eine wichtige Ergänzung des Schulalltags. Mit interaktiven Klassenfahrt-Programmen, die die Kinder und Jugendlichen in ihrer Weiterentwicklung fördern und ihre Sozialkompetenz stärken, ist das DJH seit vielen Jahrzehnten kompetenter Bildungspartner der Schulen. Mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen sagt Stefan Wehrheim: „Gesundheit geht vor. Natürlich können Fahrten nur stattfinden, wenn das Infektionsgeschehen es zulässt. Wir wünschen uns jedoch, dass die Verantwortlichen nicht zu schnell pauschale Verbote beschließen. Viele Anbieter zeigen sich flexibel, so dass das weitere Geschehen abgewartet werden kann.“

 

Verkürzte Stornofristen und sichere Aufenthalte

Dass den Klassen tatsächlich mehr Zeit denn je bleibt, um die weiteren Entwicklungen abzuwarten, beweisen die deutlich flexibleren Stornierungsbedingungen der Anbieter. Im gesamten nächsten Jahr können Schulklassen und Gruppen ihre Aufenthalte z.B. in den Jugendherbergen im Norden bis vier Wochen vor Anreise kostenfrei stornieren. In coronabedingten Fällen ist die Absage sogar bis zum Tag der Anreise kostenlos möglich.

Darüber hinaus sind die seit Pandemiebeginn erweiterten Hygienekonzepte der Jugendherbergen inzwischen praxiserprobt. Für Klassenfahrten wurden die Programme so angepasst, dass möglichst viele Aktivitäten kontaktarm sind und im Freien stattfinden. Zudem wird dafür Sorge getragen, dass jede Klasse als Kohorte unter sich bleibt. Mehr Informationen dazu unter
https://nordmark.jugendherberge.de/klassenfahrten/ 

 

Ausblick auf das Jahresende und das kommende Jahr

Aktuell blickt der DJH-Landesverband Nordmark e.V. mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Die Jugendherbergen Bad Malente , Hamburg „Auf dem Stintfang“, Heide, Kiel, Lübeck „Vor dem Burgtor“, Ratzeburg und  Westerland werden voraussichtlich ab Dezember als Erste wieder für ihre Gäste öffnen. Alle weiteren Jugendherbergen sind zwar in einer verlängerten Winterpause, sind aber weiterhin erreichbar und öffnen gern für Gruppen oder Sonderbelegungen.

Das Ausnahmejahr 2020 wird der gemeinnützige Verein voraussichtlich mit weniger als 30 Prozent der ursprünglich anvisierten 1,1 Millionen Übernachtungen abschließen (zum Vergleich: 2019 verzeichnete er knapp 1.043.000 Übernachtungen). Rund 625.000 Übernachtungen sind für das Jahr 2021 bereits gebucht. Der Wert liegt knapp unter Vorjahresniveau und lässt den Verband leicht optimistisch nach vorne sehen. Die nächsten Monate werden jedoch erst zeigen, ob die geplanten Aufenthalte auch stattfinden. „Wir hoffen sehr darauf, dass sich der aktuelle Stornierungs-Trend noch umkehren lässt und werden flexibel, kreativ und zu allem bereit in das nächste Jahr gehen“, verkündet Stefan Wehrheim entschlossen. „Bislang mussten wir weder Standorte endgültig schließen oder Personal entlassen. Wir setzen gemeinsam alles daran, dass das so bleibt.“

Aktuelle Informationen rund um die Jugendherbergen im Norden:
https://nordmark.jugendherberge.de/corona/

 

Foto: Copyright DJH-Landesverband Nordmark e. V.