Jugendherbergen sehen Freiwilligendienste in Gefahr
Berlin. Rund 200 zumeist junge Menschen absolvieren jedes Jahr in Jugendherbergen einen Freiwilligendienst. Vor allem der Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist eine Selbstverständlichkeit im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) geworden: Überall in Deutschland leisten engagierte Freiwillige Tag für Tag einen wichtigen Beitrag zur praktischen Umsetzung des Mottos des Verbandes: „Gemeinschaft erleben“. Sie sind zum Beispiel in der Gästebetreuung, im umweltprogrammatischen Bereich oder in der Haustechnik im Einsatz.
Die nun bekannt gewordenen Sparpläne der Bundesregierung für den Haushalt 2024 betrachtet der Verband mit großer Sorge – sollten die Kürzungen umgesetzt werden, droht zukünftig jede vierte Freiwilligenstelle wegzufallen. Im Etat-Entwurf des Bundesfamilienministeriums sollen bei den Freiwilligendiensten im kommenden Jahr insgesamt 78 Millionen Euro gekürzt werden, alleine dem Bundesfreiwilligendienst sollen 53 Millionen Euro weniger zur Verfügung gestellt werden. Damit würden knapp 24 Prozent der Mittel im Vergleich zu 2023 wegfallen.
„Wir fürchten, dass dies dazu führt, dass auch wir massiv Freiwilligendienst-Plätze abbauen müssen“, so DJH-Hauptgeschäftsführer Oliver Peters. Wenn die Kürzungspläne der Bundesregierung so umgesetzt werden, dann droht allen sozialen Trägern ein Wegfall von rund einem Viertel der Möglichkeiten im Bundesfreiwilligendienst (BFD) und Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Oliver Peters: „Und das, obwohl gerade jetzt sowohl bei den jungen Menschen als auch bei unseren Jugendherbergen der Wunsch und die Bereitschaft wieder stark zugenommen haben, Freiwilligendienste umzusetzen.“
Die Jugendherbergen des DJH bieten vielfältige Erfahrungsräume, in denen die jungen Freiwilligen ihre persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen erweitern können. So sind BFD und FSJ optimale Möglichkeiten zur beruflichen Orientierung und Selbstfindung. Nicht selten können aus den Erfahrungen eines Freiwilligendienstes anschließend sogar wertvolle Mitarbeiter*innen gewonnen werden, auf diese Weise wird dem allseits spürbaren Fachkräftemangel entgegengewirkt.
In den Jugendherbergen erwartet die Freiwilligen ein besonderes, abwechslungsreiches Aufgabenfeld – jedes Haus setzt in diesem Zusammenhang andere Schwerpunkte, abhängig von den Bedarfen und regionalen Rahmenbedingungen. Nachdem auch beim DJH während der Corona-Zeit die Freiwilligendienst-Einsätze eingebrochen waren, sind nun wieder alle zur Verfügung stehenden Plätze besetzt. Über mehrere Monate musste sogar ein ‚Einstellungsstopp‘ ausgesprochen werden, da das zur Verfügung stehende Kontingent für das DJH vollständig ausgeschöpft war. Umso mehr ist man nun über die Sparpläne der Bundesregierung enttäuscht.
„Wenn junge Menschen sich nach der Zeit der Pandemie bewusst dafür entscheiden, ein Jahr ihres Lebens für einen Dienst zum Wohle unserer Zivilgesellschaft einzubringen – dann verdient das unsere Anerkennung und im wahrsten Sinne des Wortes eine entsprechende Wertschätzung“, fasst Oliver Peters zusammen. „Hier nun die Haushaltsmittel für das Taschengeld und die pädagogische Begleitung der Freiwilligen zurückzufahren, dass passt einfach nicht. Es wäre ein fatales Signal der Politik an die junge Generation.“ Das Deutsche Jugendherbergswerk appelliert daher an die Haushaltspolitiker im Deutschen Bundestag, die Kürzungspläne der Regierung nicht durchzuwinken – sondern die Freiwilligendienste auch weiterhin so zu finanzieren, dass allen jungen Menschen hier ein attraktives Angebot gemacht werden kann.