6 Felder des Krisenmanagements im DJH-Landesverband M-V

  

Das erste Krisenjahr 2020 im Zeichen der Corona-Pandemie stellte für den DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern  eine nie dagewesene Herausforderung dar.  Zugleich blickt der Verband mit großer Dankbarkeit auf das zurück, was jede(r) einzelne Mitarbeiter*in im Krisenjahr 2020 geleistet hat und was gemeinsam durch ein strategisches Krisenmanagement erreicht wurde. Der Blick in die wichtigsten 6 Felder des Krisenmanagements soll die Leistung aller Mitarbeiter*innen honorieren. Zudem lohnt ein Blick darauf, welche Maßnahmen des Krisenmanagements mit aller Kraftanstrengung und Dringlichkeit in der anhaltenden Krise fortgesetzt werden müssen.

  

Transparente Gästekommunikation, klare Information

und flexibilisierte Umbuchungs- Stornierungsbedingungen

Vertrauen und Sicherheit beim Gast schaffen, transparent kommunizieren, in einer Situation die für alle neu ist, das war erklärtes Ziel der Gästekommunikation seit Beginn der Corona-Pandemie.

Um dies zu gewährleisten,  entwickelte sich schnell ein System,  in dem das Krisenteam der Geschäftsstelle des DJH-Landesverbandes M-V Informationen über geltende Reiseverordnungen und durch die Pandemie veränderte Buchungsabläufe intern kommunizierte. Mitarbeiter in den Jugendherbergen und im Service-Center setzten diese um, entwickelten sie weiter und meldeten Veränderungsbedarfe aus der Kundenkommunikation an das Krisenteam zur Verbesserung zurück. Regelmäßige Konferenzschaltungen mit allen Jugendherbergen sicherten diesen Austausch ab.

Den Mitarbeiter*innen in Jugendherbergen und Service-Center gelang es von Tag Eins der Krise an,  Gäste mit viel Verständnis für die Situation und durch klare Informationen und eine sensible Ansprache zu beruhigen. Dies ist besonders unter dem Umstand hervorzuheben, dass sich die Mitarbeiter*innen selbst, als Beschäftige und privat, in einer durch die Pandemie belastenden Situation befanden.

Dr. Wolfgang Brix, Präsident und Vorsitzender des Aufsichtsrates, DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern

Um trotz Stornierungswelle Gäste nicht vollständig zu verlieren, legte der DJH-Landesverband M-V frühzeitig noch im März 2020 fest, dass allen Gästen, die Corona-bedingt stornieren möchten als Alternative die kostenlose Umbuchung auf einen späteren Zeitpunkt angeboten wird. Stets mit der beruhigenden Versicherung, dass, wenn doch die Stornierung gewünscht ist, eine Geld-zurück-Garantie besteht. Dieses Angebot wurde häufig angenommen: 24.000 Übernachtungen konnten innerhalb des Jahres 2020 umgebucht werden, 35.000 ins Jahr 2021. Auch dieser Erfolg wäre ohne die sensible Gästekommunikation seitens der Mitarbeiter*innen in Jugendherbergen und im Service-Center des DJH-Landesverbandes M-V nicht möglich gewesen.

Um nicht nur Stornierungen zu verhindern, sondern  Neuanfragen zu steigern, wurden zudem die Stornierungsbedingungen für alle Zielgruppen flexibilisiert. Dies beruhigte vor allen Dingen Neubuchungen von Schulen und Gruppen, die wie üblich viele Monate im Voraus ihre Reiseplanungen und -entscheidungen treffen. Notwendig war diese Maßnahme auch, da zahlreiche Bildungsministerien der Länder die Buchung von Klassenfahrten nur gestatteten, wenn keine Stornierungsgebühren anfallen würden. Durch die Maßgabe „Umbuchen statt Stornieren“ konnte der Verband einerseits den Anforderungen der Bildungspolitik gerecht werden und zugleich den Schaden für den eigenen Betrieb wenigstens etwas minimieren, in dem zwar auf Stornierungsgebühren verzichtet wurde, die Buchung aber erhalten blieb. Diese Maßgabe half auch, die eigene Glaubwürdigkeit in immerwährenden Versuchen zum Dialog mit Verantwortlichen in den Ministerien zu wahren.  Sie sicherte den  Zugang, um mit konstruktiven Vorschlägen und Empfehlungen, vor allem im Interesse der Entscheidungsträger für Klassenfahrten, etwas zu bewirken. Um in der Phase des Beherbergungsverbots von März bis Juni den Kontakt zu Gästen nicht zu verlieren, entwickelte die Kreativabteilung des Verbandes die Social-Media- und Webkampagne „Gemeinschaft daheim erleben“. Eine Website mit Spielen und Kochideen für Familien, Lernhilfen für Schüler*innen entstand. Unterhaltsame Social-Media-Posts vom Live-Sonntags-Märchen bis hin zu eigens gezeichneten Karikaturen zur Lage sorgten für Gemeinschaft und Nähe zur Zielgruppe in Zeiten des Social Distancing. Mit diesen Maßnahmen ist dem DJH-Landesverband M-V nachweislich ein Zuwachs an Akzeptanz und Stärkung der eigenen Reputation bei Bestands- und Neukunden gelungen. Der DJH-Landesverband M-V nahm mit solchen kreativen Kampagnen eine Vorreiterrolle im DJH bundesweit ein, woran sich auch andere DJH-Landesverbände orientieren und anschließen konnten.

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Teilöffnungsstrategie und Umbuchungsmanagement

Ziel: Existenzsicherung und Gästezufriedenheit

Durch die seit März 2020 anhaltende Stornierungswelle von langfristig angelegten  Schul- und Jugendgruppenbuchungen sank die Auslastung  für das Jahr 2020 rapide in allen 14 Jugendherbergen des DJH-Landesverbandes M-V. Doch die Stornierungswelle traf nicht jede Jugendherberge gleichermaßen: Da maßgeblich Schulen & Jugendgruppen stornierten, wurden Standorte stärker betroffen, die sich aufgrund ihrer baulichen Merkmale (Gemeinschaftssanitär, zweckmäßige Gruppentrakte) und ihrer Lage nicht als klassisches Urlaubsquartier, wohl aber als Unterkunft für Klassenfahrten und Jugendfreizeiten eignen. Da die Anzahl der Übernachtungen durch Schulen in 2020 um 93% im Vergleich zum Vorjahr fiel  und die Anzahl von Übernachtungen von Jugendgruppen um 80 %, waren sieben von 14 Standorten, die sich als besonders beliebte Gruppenquartiere auszeichnen, bis Mai 2020 praktisch leerstorniert. Von Spontanbuchungen durch Urlaubsgäste zum Ende des Lockdowns im Frühsommer 2020 konnten diese Standorte trotz aktiver Bewerbung nicht mehr profitieren.


Um den bereits bestehenden wirtschaftlichen Schaden des Lockdowns von März bis Juni 2020 nicht durch eine, mangels Auslastung, unrentable Betreibung von Standorten zu vergrößern, die mehr Kosten als Einnahmen generieren, folgte so auch der DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern der bundesweiten Teilöffnungsstrategie, die das Deutsche Jugendherbergswerk mit Beginn der Pandemie verfolgte. Diese bestand darin, den Anteil der geöffneten Jugendherbergen aufgrund des Marktzusammenbruchs für 2020 massiv zu verringern, um die Auslastung in den offen verbleibenden Standorten bestmöglich zu steigern:  Schlussendlich waren im Jahr 2020 nur noch rund 250 von 400 DJH-Jugendherbergen in Deutschland geöffnet.

Geöffnet blieben deutschlandweit, und so auch in Mecklenburg-Vorpommern, die Standorte, bei denen die Auslastung weniger stark zusammengeschrumpft war und bei denen das Potential für Neubuchungen von Familien und Urlaubsgästen, aufgrund der Lage und Ausstattung, größer war. Mit Aufhebung des Reiseverbots zu Pfingsten 2020 öffnete der DJH-Landesverband M-V zunächst nur die drei Jugendherbergen Prora, Warnemünde und Heringsdorf. Zu den Sommerferien im Juni öffneten Prora, Heringsdorf und Warnemünde erneut, gemeinsam mit den Jugendherbergen Born-Ibenhorst und Stralsund. Von Juli bis August kamen zudem die Jugendherbergen Sellin und Wismar hinzu. So waren in den Sommerferien sieben von 14 Jugendherbergen des Verbands im Land geöffnet, um bestmöglich verbleibende Jugendfreizeiten und spontan hinzukommende Urlaubsbuchungen an Standorten zu ermöglichen, die sich für den klassischen Individualtourismus eignen.  Im September und Oktober verblieben dann Prora, Warnemünde, Heringsdorf, Born-Ibenhorst und Stralsund geöffnet. Die Verringerung im Herbst erklärt sich daraus, dass durch die weggefallenen Klassenfahrten (Hauptreisezeitraum September) die Nachfrage nach den Sommerferien erneut schlagartig abnahm.  Zum 31.10.2020 gingen sämtliche Jugendherbergen in Mecklenburg-Vorpommern in die Winterpause, weil durch fehlende Einnahmen im Sommer keine Reserven zur erforderlichen Kostendeckung bei unzureichender Nachfrage im Winterhalbjahr vorhanden waren.

Damit diese Teilöffnungsstrategie jedoch ihren Zweck erfüllte, die Auslastung in den verbleibenden Standorten zu steigern, setzte der DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern ein komplexes Umbuchungsmanagement um. Anspruch war es, jedem Gast aus einer im Jahr 2020 nicht geöffneten Jugendherberge ein adäquates Umbuchungsangebot in eine geöffnete Jugendherberge zu machen. Dieses standortübergreifende Umbuchungsmanagement konnte nur deshalb umgesetzt werden, da der Verband über ein zentrales Service-Center verfügte,  dass das Belegungsmanagement hierfür zentral steuerte und in 2020 durch erfahrene Mitarbeiter*innen aus den Jugendherbergen verstärkt wurde. Ebenfalls unabdingbar für das Gelingen der Umbuchungsstrategie war die enge Abstimmung und Zusammenarbeit des zentralen Service-Centers mit den Jugendherbergen vor Ort: Kolleg*innen aus nicht geöffneten Häusern informierten über Bedürfnisse von Stammgästen, die in ein neues Haus umgebucht wurden. Kolleg*innen aus geöffneten Häusern unterstützen durch die Kenntnis des eigenen Hauses die optimale Belegung bei den Umbuchungen.  Zudem wurde die Erreichbarkeit der in 2020 nicht geöffneten Jugendherbergen durch Umleitung an das Service-Center gewährleistet. Somit fanden Gäste stets einen verfügbaren und fachkompetenten Ansprechpartner.

"Rund zwei Drittel der Gäste, denen ein Umbuchungsangebot gemacht wurde, nahmen dieses an. Und das obwohl dies gerade für Schulen und Jugendgruppen einen erheblichen Organisations- und Verwaltungsaufwand in ohnehin herausfordernden Zeiten mit sich brachte. Dies spricht ein weiteres Mal für ein hohes Gästevertrauen und das Vermögen der  Mitarbeiter*innen in Jugendherbergen und Service-Center, Gäste  in unsicheren Zeiten durch gute Betreuung und klare, transparente Kommunikation zu beruhigen und nachhaltig an den Betrieb zu binden."

Kai-Michael Stybel, Vorstand DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern

Weiterhin gab eine Vielzahl an umgebuchten Gästen nach dem Aufenthalt in der Alternativjugendherberge ein positives Feedback. Das ist im Jugendreisesegment besonders hervorzuheben, da Schulen und Jugendgruppen meist über Jahre oder Jahrzehnte hinweg den gleichen Standort bereisen und im „Stammhaus“ bereits individuell auf sie zugeschnittene Abläufe vorfinden. Die Zufriedenheit am neuen Standort  ist vor allem dem Engagement der Mitarbeiter*innen in den geöffneten Jugendherbergen anzurechnen, die sich schnell auf die Bedürfnisse von (Stamm-)gästen der nicht geöffneten Häuser einstellten und flexibel auf deren Wünsche reagierten.

Größte Wertschätzung gebührt zudem denjenigen Mitarbeiter*innen aus nicht geöffneten Jugendherbergen, die bereit waren an anderen Standorten – in Jugendherbergen und in der Geschäftsstelle des DJH-Landesverbandes M-V  – eingesetzt zu werden. Die Bereitschaft, Fahrtwege auf sich zu nehmen und die Fähigkeit sich schnell an einem neuen Standort erfolgreich einzuarbeiten und zu helfen, wo Hilfe benötigt wurde, ist hier besonders hervorzuheben. Zugleich gebührt denjenigen Mitarbeiter*innen große Dankbarkeit, die trotz lange anhaltender Phasen der Kurzarbeit durch vorübergehende Hausschließungen in 2020 dem Betrieb treu geblieben sind. Die Belastungen in der Kurzarbeit sind, das ist in der Pandemie durch alle Branchen hinweg klar geworden, nicht ausschließlich finanzieller Art. Ganze Lebensmodelle, Perspektiven und Sicherheiten drohten für Viele verloren zu gehen. Umso mehr gilt den Mitarbeiter*innen, für die sich unmittelbar keine Beschäftigung durch zeitweise Versetzungen ergab, die aber in Geduld und Treue für den Arbeitgeber ausgehalten haben, uneingeschränkte Dankbarkeit und Wertschätzung.

Ein Blick auf die Jahresauslastung 2020 zeigt, dass die Teilöffnungs- und Umbuchungsstrategie maßgeblich zur Existenzsicherung der DJH-Jugendherbergen in Mecklenburg-Vorpommern beigetragen hat: Corona-bedingte Teilöffnungen von bis zu sieben Jugendherbergen führten in der Saison 2020 insgesamt zu einer Gesamtauslastung von 55 %. Vergleicht man diese Auslastung mit jener  derselben sieben  Jugendherbergen im gleichen Zeitraum 2019, wiesen diese im Vorjahr noch eine Auslastung von 73 % aus. Das bedeutet: Obwohl 2020 zwei Drittel der Gäste aus den sieben nicht geöffneten Jugendherbergen auf die sieben geöffneten Jugendherbergen umgebucht wurden, erreichten die geöffneten Jugendherbergen eine Auslastung weit unter der von normalen Jahren.
Die Anpassung des Angebots in 2020 auf die verringerte Nachfrage  und die Verdichtung der Buchungen auf weniger Standorte sicherte damit die Existenz des Gesamtbetriebs DJH-Landesverband M-V maßgeblich. Wären in 2020 alle 14 Jugendherbergen geöffnet geblieben, wären die Betreibungskosten aufgrund der um zwei Drittel gesunkenen Nachfrage  um ein vielfaches höher gewesen als die Erträge.  Dies hätte bei den ohnehin schon bestehenden Verlusten während des Lockdowns von März bis Juni 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit zur Insolvenz des Gesamtbetriebs geführt. Denn wie viele gemeinnützige Zweckbetriebe verfügt der DJH-Landesverband M-V nicht über Rücklagen durch Gewinne, sondern muss aus steuerrechtlichen Gründen Erträge stets in die Betreibung zurückführen. Im Übrigen lässt das Geschäftsmodell der Jugendherbergen ohnehin keine derartigen Ertragsreserven zu, die es gebraucht hätte, um die im Krisenjahr 2020 entstandenen Defizite aus eigener Ertragskraft zu kompensieren.

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Einwandfreies Hygienekonzept

und vorbildliche Umsetzung in den Jugendherbergen

Von Beginn an und bis heute werden die Corona-Hygienestandards in den Jugendherbergen in Mecklenburg-Vorpommern gewissenhaft umgesetzt und gelebt. Gerade Schulen und Jugendgruppen gibt dies Sicherheit und schafft Vertrauen.

Als einschlägiger Kinder- und Jugendreiseanbieter verfügte der DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern ohnehin schon über etablierte Hygieneschutzstandards auch vor der Corona-Pandemie. Hinzu kam im Jahr 2020, dass der Betrieb  bereits innerhalb des Beherbergungsverbots von März bis Juni 2020 ein betriebseigenes Corona-Schutzkonzept entwickelte. Dieses war derart stichhaltig, dass es als Grundlage für die vom Land Mecklenburg-Vorpommern gesetzlich vorgeschriebenen Schutzstandards für Jugendherbergen und Gruppenunterkünfte verwendet wurde. Aus eigener Initiative legte der DJH-Landesverband M-V das betriebseigene Corona-Schutzkonzept den zuständigen Gesundheitsbehörden vor  und führte mit diesen eine Vor-Ort Begehungen durch: Sowohl das Konzept als auch die Umsetzung vor Ort wurden von den Behörden für einwandfrei befunden.

Seit Beginn der Saison 2020 bis heute findet eine stetige Implementierung und Weiterentwicklung des Hygienekonzepts statt: Neue Vorschriften werden einheitlich in den Betriebsablauf integriert, aus der Herbergspraxis werden praktikable Umsetzungsmöglichkeiten und notwendige Veränderungen an das Qualitätsmanagement des Verbands zurück gemeldet. Mitarbeiter*innen in den Jugendherbergen leben die Hygienestandards gewissenhaft den Gästen vor, besonders bei Kindern und Jugendlichen beweist sich diese Praxis als höchst ergiebig.

Thorsten Guse, Leiter Operations-/Qualitätsmanagement, DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern

Im Jahr 2020 ließ sich eine große Akzeptanz der Hygieneregeln bei den Jugendherbergsgästen beobachten.  Dies ist vor allen Dingen der Vermittlung der Jugendherbergsteams zu verdanken, die zum einen Regeln klar kommunizierten und sich zugleich darum sorgten, dass die Hygieneregeln so wenig Einschränkung für den Gast wie möglich bedeuteten. Dabei soll die zusätzliche Arbeitsbelastung der Mitarbeiter*innen vor Ort nicht unerwähnt bleiben, die die veränderten Betriebsabläufe mit sich brachten. Die Bereitschaft und Fähigkeit, die zusätzlichen Hygieneauflagen – bisweilen kurzfristig – gewissenhaft in den Betriebsalltag zu integrieren, war und ist bis heute vorbildlich und zahlt wiederum auf die Gästesicherheit und -zufriedenheit ein.

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Transparente interne Kommunikation

und starker Einsatz jedes Einzelnen für den Betrieb

Das strategische Ziel der Betriebsführung in Bezug auf die interne Kommunikation mit  Mitarbeiter*innen war es, eine größtmögliche Transparenz und Offenheit zu schaffen sowie Raum dafür zu geben Fragen und Befürchtungen offen auszusprechen. Maßnahmen hierbei waren die bereits erwähnten gemeinsamen regelmäßigen Konferenzschaltungen mit allen Jugendherbergen und mit dem Betriebsrat des DJH-Landesverbandes M-V. Dort wurden nicht nur operative Themen, sondern auch die wirtschaftliche Lage des Betriebs, sowie krisenbedingte Entscheidungen und Festlegungen – wie die Teilöffnungsstrategie und die Planung der Kurzarbeit – ausführlich und kooperativ erörtert; immer mit der Möglichkeit Fragen zu stellen und Informationen einzufordern. Zusätzlich zu den Konferenzschaltungen wurden monatlich Briefe des Vorstands an die Belegschaft versendet, in der dieser die aktuelle Lage des Betriebs in der Krise erläuterte und Maßnahmen des Krisenmanagements näher erklärte. Weiterhin fanden zusätzlich zu den auch sonst üblichen Beratungsroutinen jeweils zu Beginn und nach Ende jeder Teilöffnungsphase ausführliche Mitarbeiterberatungen in den Jugendherbergen und in der Geschäftsstelle des DJH-Landesverbandes mit der gesamten Belegschaft eines Standorts statt. Auch hier wurde stets der Raum geschaffen, Fragen, Ängste und Bedenken offen auszusprechen.

Hierzu gehörte auch die offene Diskussion über die zwangsweise Aussetzung betrieblicher Honorierungen sowie über die Kurzarbeiterregelungen. Die Bereitschaft der Mitarbeiter, die Krise trotz all dieser Einschnitte und Ängste mit dem Betrieb durchzustehen und trotz allem motiviert zu bleiben und andere zu motivieren, war und ist enorm.  Dies ist jedem und jeder einzelnen Mitarbeiter*in hoch anzurechnen. 
Das nicht jede/r Mitarbeiter*in in dieser Krisenzeit dem Betrieb treu blieb, sondern in nicht so stark vom Lockdown betroffene Branchen wechselte, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Dies ist ein bedauerliches Ergebnis dieser vielschichtigen Krise, welches nachhaltige strukturelle Probleme für den DJH-Landesverband M-V bedeutet.  Trotzdem gilt auch den verloren gegangenen Mitarbeiter*innen tiefe Dankbarkeit und Anerkennung für die Zeit, in der sie sich für den DJH-Landesverband mit vollem Engagement eingesetzt haben, vor und in der Zeit der durch die Corona-Pandemie bedingten Krise.

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Kostenreduktion

Ziel: Sicherung der Liquidität

Von Beginn an war die Kostenreduktion eine zentrale Maßnahme des Krisenmanagements. Hierbei war die Kurzarbeit ein wichtiges und wirksames Instrument: Zum einen minimierte sie Kosten in den Lockdown-Phasen von März bis Juni und ab November bis Dezember 2020. Zum anderen war das Instrument der Kurzarbeit zentral, um die Kostensenkung in der Teilöffnungssaison 2020 zu realisieren. Weiterhin konnte die Kurzarbeit auch innerhalb der Geschäftsstelle die Kosten senken. Innerhalb des gesamten Jahres 2020 und 2021 mussten aufgrund der Einsparungen durch die Kurzarbeit keine Mitarbeiter*innen entlassen werden.

Obwohl die Kurzarbeit ein zentrales Instrument zur Kosteneinsparung darstellte, hinterließ die zum Teil über Monate andauernde Phase des Lockdowns und der Kurzarbeit finanzielle und persönliche Spuren bei den Betroffenen. Bitterer Nebeneffekt des Instruments Kurzarbeit war und ist bis heute der Weggang von Personal, was einen nachhaltigen strukturellen Schaden beim DJH-Landesverband M-V verursacht hat.

Kai-Michael Stybel, Vorstand, DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern

Ein weiterer Aspekt zur Kostensenkung war die vorübergehende Aussetzung von Verbindlichkeiten, wie zum Beispiel die Stundung von Mieten und Pachten. Eine intensive und offene Kommunikation mit den Kommunen und Landkreisen, in denen Jugendherbergen in Pacht und Erbbaupacht betrieben werden, war hier zentral. Zu dieser Kommunikation gehörte auch das Angebot des DJH-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, vorübergehend nicht geöffnete Jugendherbergen anderweitig zu nutzen, beispielsweise als  Quarantänezentren, Notunterkünfte und zum Ende 2020 auch als Impfzentren. Trotz wiederholt angezeigtem Interesse und offensivem Angebot gegenüber Kommunen, Landkreisen und Landesministerien wurde in 2020 eine solche Sondernutzung nicht umgesetzt. In anderen Bundesländern war die Kooperationsbereitschaft und der Wille zuständiger Stellen stärker ausgeprägt, was dort den Jugendherbergen und anderen DJH-Landesverbänden hilfreiche Ersatz-Erträge eingebracht hat. Dies half andernorts den Erhalt von Jugendherbergen und Arbeitsplätzen zu sichern.

Der DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern bezog die für den gemeinnützigen Sektor verfügbaren Corona-Hilfen. Diese deckten jene Fixkosten, die während der Lockdown-Phasen (März-Juni, November-Dezember)  entstanden waren teilweise ab und sicherten hierdurch die Liquidität. Nicht Teil dieser Fördeprogramme war es jedoch, Umsatzausfälle auszugleichen, die während der Lockdown-Phasen sowie in der Zeit der Betreibung, in der die Nachfrage der einschlägigen Zielgruppen Schule und Jugendgruppe gegen Null ging, entstanden waren. Diese Verluste blieben somit bestehen.

Insofern waren 2020 sämtliche Mittel zur Kostensenkung zentral, um die Liquidität für den Gesamtbetrieb DJH-Landesverband M-V zu erhalten und damit die betriebliche Existenz im Geschäftsjahr 2020 zu sichern. Einnahmen und Fördergelder reichten jedoch nicht im Geringsten dafür aus, die notwendigen Instandhaltungen und Instandsetzungen sowie langfristig geplante  Investitionen umzusetzen. Ein immenser Investitionsstau verschob sich aus diesem Grund, gemeinsam mit einem bedenklichen Personalproblem, in das Jahr 2021 und in die weitere Zukunft des DJH-Landesverbands M-V.

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Aktivitäten im politischen Raum

Aufmerksamkeit schaffen, Lösungen anbieten

Abseits vom operativen Tagesgeschäft setzte sich das Krisenteam des DJH-Landesverbandes M-V seit Beginn der Corona-Pandemie für zweierlei zentrale Punkte ein: Zum einen dafür, auf die eigene und allgemeine  Notlage der Kinder- und Jugendübernachtungsstätten hinzuweisen und gemeinsam mit der Politik Lösungsansätze heraus aus der Krise zu entwickeln. Zum anderen nutze der Verband seine verbandspolitische Präsenz, um gemeinsam mit anderen Trägern der Kinder-  und Jugendhilfe auf die bedenkliche Situation von Kindern und Jugendlichen sowie der Kinder- und Jugendarbeit im Gesamten in der durch die Pandemie bedingte Krise aufmerksam zu machen.So wirkte der Verband als Mitglied des Landestourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern mit darauf hin, dass bei der Entwicklung von landesweiten Corona-Schutzstandards für die Beherbergungsbranche die Spezifika von Jugend- und Gruppenunterkünften mitbedacht und in Form spezifischer ‚Schutzstandards für Jugendherbergen und Gruppenunterkünfte‘ des Landes M-V festgeschrieben wurden.

Im stetigen Austausch stand der DJH-Landesverband M-V auch mit Sozial- sowie Kinder- und Jugendhilfeträgern, wie beispielsweise dem Paritätischen Landesverband Mecklenburg-Vorpommern und dem Landesjugendring Mecklenburg-Vorpommern. Der Austausch darüber, wie die Situation sich an der Basis der Kinder- und Jugendarbeit gestaltete war dabei zentral, um das Krisenmanagement im Sinne der Zielgruppe auszusteuern.
Gemeinsam mit dem Landesverband der Schullandheime Mecklenburg-Vorpommern e. V. stand der DJH-Landesverband M-V zudem im Austausch mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur M-V und konnte erwirken, dass die vom Ministerium festgesetzten Bedingungen für Klassenfahrten, im zweiten Halbjahr 2020 hinsichtlich der Regelung zu Stornierungskosten zugunsten der Unterkünfte und zugleich der Schulklassen festgeschrieben wurden. So wurde statt der kostenpflichtigen Stornierung die kostenfreie Umbuchung betroffener Reisetermine durch das Ministerium gestattet und anerkannt.
Im Sozialausschuss  des Landtages Mecklenburg-Vorpommern trug das Krisenteam des  DJH-Landesverbandes M-V stellvertretend die Krisen-Betroffenheit der Kinder- und Jugendreisebranche im Land vor. Begleitet wurde diese Aktivität durch einen regen Dialog mit Landtagsabgeordneten während des Krisenjahres 2020.
Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum erregte der Verband auch mit eigens produzierten Social-Media-Clips, die die Notlage der Jugendherbergen in der Corona-Krise satirisch wiedergaben.
Clips anschauen: Rettet Jugendherbergen // Rettet Jugendherbergen

Auf Initiative des DJH-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern gründete sich im Spätsommer 2020 ein Bündnis aus 65 Kinder- und Jugendreiseanbietern in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg unter Mitwirkung führender Schulreiseveranstalter und dem Bundesverband führender Schulreiseveranstalter. Die Landestourismusverbände Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs unterstützen die Initiative. Es wurden Positionspapiere und Konzepte erarbeitet, die nicht lediglich die Notlage der Kinder- und Jugendübernachtungsstätten aufzeigten, sondern die der Politik konkrete Maßnahmen zur Wiederbelebung der Kinder- und Jugendarbeit und damit auch des Kinder- und Jugendreisens aufzeigten.

Wir danken allen, die  in der Krise als Unterstützer, Mitstreiter und Partner an unserer Seite standen und stehen. Nur gemeinsam kann es gelingen, die schwerwiegenden Folgen der Corona-Krise für Kinder und Jugendliche zu mildern und den drohenden Strukturverlust in der Kinder- und Jugendhilfe aufzuhalten.

Kai-Michael Stybel, Vorstand, DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern

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Weiterlesen:

Erstes Krisenjahr 2020: Zusammenbruch des Kinder- und Jugendreisemarkts

Statistisch gesehen: Das Jahr 2020 in Zahlen

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