Fragen und Antworten zur aktuellen Lage des DJH Landesverbandes Thüringen e.V.

1. Zufrieden mit der Auslastung?
Das Jugendherbergswerk hatte wie viele andere Branchen durch Corona, die schwerste Zeit seit der Gründung 1991 durchzumachen.
So hatten wir in unseren 16 Jugendherbergen mit 1975 Betten, 3287 Gäste beherbergt. Das waren durch Corona 168,11% mehr als zu vor. Bei den Übernachtungen, was im Jugendherbergswerk die Kennzahlen sind, fällt der Zuwachs geringer aus. So waren in 2023 209.198 Übernachtungen zu verzeichnen, das sind 3,66% mehr als ein Jahr zuvor. Insgesamt können wir sagen, dass wir das Niveau vor Corona noch nicht erreicht haben.   

2. Was kennzeichnete die Gästeentwicklung im vergangenen Jahr?
3. Gab es Verschiebungen (etwa zwischen Familien und Klassenfahrten im Gästeaufkommen) oder anderes? 

Zum einen muss man sagen, dass unsere wichtigste Zielgruppe Schüler, Studenten, Kinder und Jugendliche zu 2022 relativ gleichgeblieben sind. Das ist umso mehr erstaunlich, da es durch die Vielfalt der Bildungslandschaft insbesondere bei Schulen in Deutschland, unterschiedliche, teilweise erschwerte Bedingungen gibt, Schul- und Klassenfahrten durchzuführen. Wir helfen als Partner der Schulen, den verantwortlichen Lehrern vieles abzunehmen. 
Erfreulich ist aber, dass unsere zweitwichtigste Zielgruppe, die Familien, einen Zuwachs um 12,48%, d.h. auf 29372 Übernachtungen verbuchen konnten. Damit sind auch hier noch große Defizite im Vergleich zu 2019 zu vermerken.  
Grundsätzlich kann nicht nur bei uns, sondern in der gesamten Reisebranche festgestellt werden: Die Kurzfristigkeit von Buchungen hat sprunghaft durch Corona zugenommen. Der Abstand beträgt in der Regel manchmal nur wenige Tage. Dieser Trend verstärkt sich zunehmend. Damit ist eine gewisse Planungssicherheit so nicht mehr gegeben. 

4. Schon das Corona Tal vollständig überwunden?
Klar: Nein. Wie bereits beschrieben, erleben auch wir eine sog. Zeitenwende. Corona wird uns noch eine gewisse Zeit bis 2025 begleiten. Es ist nicht absehbar, welche äußeren Faktoren (Inflation, Energie etc.) Entscheidungen ob Klassenfahrten, Vereinsfahrten, Familienfahrten o.ä. durchgeführt werden die Entscheidungen beeinflussen oder weniger relevant sind. Dies hat Auswirkungen auf künftige Preisentwicklungen. 

5. Wieviele Häuser? Neue Häuser hinzugekommen oder geschlossen?
Der Landesverband hatte in 2023 16 Häuser in den verschiedensten Landesteilen Thüringens. In 2023 haben wir die Jugendherberge in Bad Salzungen geschlossen. Corona hat den Schließungsprozess beschleunigt. Die dortigen Investitionen hätten das Vielfache gekostet, als es sich jemals amortisiert hätte. Zuschüsse von Bund, Land oder Kommunen erhalten wir nicht. Wir sind ein Mitgliederverband, der sich durch Mitgliedsbeiträge speist, Spenden oder andere Zuwendungen z.B. von Stiftungen. Alles wird durch die knapp 180 Mitarbeiter im Verband tagtäglich erarbeitet. 
Dennoch arbeiten wir seit 2022 hart daran, dass wir ein 152 Bettenhaus in Gotha, mitten in der Altstadt im Jahr 2024 der Öffentlichkeit präsentieren dürfen. 

6. Welche Häuser waren besonders gefragt?
Jedes unserer Häuser ist ein Unikat. Wir haben ganz normale Häuser, Burgen wie Heldrungen oder Schlösser wie in Bad Sulza oder Windischleuba bei Altenburg. 
Verstärkt hat sich aber auch der Trend hin zu den Städten. Da sind besonders gefragt Erfurt und Weimar gefolgt mit Abstand Eisenach und Ilmenau. Wir hoffen, dass mit Gotha, die Städtekette an der A4 ein Stück weiter geschlossen werden kann. 
Die Wasserburg Heldrungen überzeugt nicht nur durch ihre fast 900-jährige Geschichte im französischen Festungsbaustil, wo u.a. Thomas Müntzer die letzten Tage seines Lebens zubrachte, sondern auch vor allem mit Programmen. 
Gleiches aber auf ganz anderem Niveau bietet die Jugendherberge „Urwald-Life-Camp“ Lauterbach am Rande des Nationalparks „Hainich“: Hier stimmen Kultur und Natur völlig überein.
Insgesamt kann man sagen, die Jugendherbergen überzeugen mit Qualität und Quantität. Nicht für umsonst werden wir als der Mercedes im Kinder- und Jugendtourismus bezeichnet. Das verpflichtet natürlich. 

7. Energiekosten etc.
Natürlich haben uns die rasanten Steigerungen der laufenden Kosten Kopfzerbrechen bereitet. 2023 haben wir unsere Preise um insgesamt 5,4% moderat angehoben. Wir wissen, dass gerade einkommensschwache Leute aber vor allem die Kinder noch weniger die Natur und die Schönheiten Thüringens sehen sowie sich geistig wie körperlich noch weniger bewegen. 
Dennoch führen wir mit anderen Partnern unsere Ferienaktionen für einkommensschwache Familien durch. In 2023 bereits zum achten Mal. Das ist wichtig und nötig. So lernen diese Kinder sich in ein Team einzuordnen und sich auf spielerische Weise Sozialkompetenzen anzueignen.   

8. Ausblick
Das besondere und größte Vorhaben in der jüngeren Geschichte unseres Landesverbands ist der Bau einer neuen Jugendherberge in Weimar als Jugendhotel. Im Verbund mit einem potenziellen Investor soll dieses Gebäude im Norden der Stadt Weimar, an historischer Stätte entstehen. 
Weimar als Bindeglied zwischen Kultur und Barbarei ist prädestiniert auch im 21. Jahrhundert ein neues Kapitel im Verständnis zwischen Deutschen und Juden, zwischen Deutschland und Israel, für die Zukunft aufzuschlagen.
Wir wollen den Hauptsitz, des in seit 2018 und 2022 paraphierten Absichtserklärungen, in Gründung befindlichen Deutsch-Israelischen Jugendwerkes in dem Jugendhotel installieren. Dazu ist die obere Etage vorgesehen, die zugleich Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft beim Heraussehen aus den Fenstern zeigen soll. 
Das Land und viele große nationale und auch internationale Vereine und Organisationen, namhafte Persönlichkeiten stehen dahinter und unterstützen. Wir hoffen, dass die deutsche Bundesregierung bald zu einer Entscheidung zu Gunsten Thüringens und Weimars kommen wird.