Jugendherberge Plauen
von Nathalie // Instagram: mom_and_a_half_man // facebook: momandahalfman
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
Wie wahr diese Redewendung ist, wurde mir spätestens auf unserer Reise nach Plauen bewusst. Da wir immer Low Budget reisen und ich dieses Mal kein Auto leihen konnte, buchte ich - wie so oft - ein Sparpreis-Ticket der Deutschen Bahn.
4,5 Stunden und 3 Umstiege sind zu meistern. Klar, kein Problem, wenn die Bahn pünktlich kommt und wir die Umsteigezeit einhalten können. Wenn. Nunja, unser Zug von Leipzig nach Gera hatte 20 Minuten Verspätung und wir verpassten den Anschlusszug.
Da stand ich also in Gera am Bahnhof. Glücklicherweise schlummerte Marvel friedlich im Buggy. Ein Blick in die DB-App. Der nächste Zug kommt in 1,5 Stunden. Leichte Panik und Müdigkeit.
Beides war aber nach meinem Anruf bei der Jugendherberge Plauen schnell verflogen.
Mit seinen fröhlichen Sprüchen und seiner hilfsbereiten Art hat der Herbergsvater mich schnell wieder aufgemuntert. Fix einen Kaffee geholt, die Ruhe genossen und dann kam auch irgendwann die Bahn.
Angekommen in Plauen - nach nun 6 Stunden - waren wir mehr als happy in der Jugendherberge einzuchecken.
Kurzer Zimmercheck.
Wow, was für eine Aussicht! Okay, das war´s wert.
Überhaupt bietet die Jugendherberge alles was Familien brauchen und noch viel mehr. Ich konnte mir ein Babyphone leihen, ein Kinderspielplatz war im abgesperrten Hof und an jeder Ecke wurde das Thema Feuerwehr in Perfektion umgesetzt. Die ehemalige Feuerstation wurde zu einem wahren Paradies umgebaut.
Man kann hier in originalen DDR-Feuerwehrautos klettern, eine Feuerwehrstange hinunterrutschen, sich im eigenen Museum inkl. Schlauchturm wie ein Feuerwehrmann verkleiden, sich die Zeit im Spielzimmer vertreiben… Das Angebot vor Ort ist so groß, wir haben es nicht geschafft in zwei Tagen alles zu erforschen.
Den Abend ließ ich mit ein, zwei Bierchen ausklingen während Marvel erste Freundschaften schloss und beim Grillen des Deutschen Alpenvereins einige Würstchen abstaubte. Kleiner Schlawiner.

Am nächsten Vormittag wollten wir uns Plauen etwas genauer ansehen. Bereits bei der Anreise fiel mir sofort auf, wie sauber und gepflegt dieses Städtchen ist. Dazu eine kleine Altstadt, ein Flüsschen, ein Stadtstrand. Hier lässt es sich aushalten!
Nach dem Mittagsschlaf sollte es eigentlich in die nahegelegene Falknerei gehen, einmal den großen Vögeln ganz nah sein, das wäre es gewesen. Da wir aber leider auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen waren, verpassten wir dank Schlafmütze Marvel die einzige Bahn die uns pünktlich zur Vorstellung gebracht hätte. Aber auf das Bahn-Thema kommen wir später nochmals zu sprechen.

Dank des großartigen Jugendherbergs-Personals war eine tolle - fußläufige - Alternative auch schnell gefunden. Der kleine Erlebnispark Syrautal. Ein kurzweiliges Vergnügen! Marvel durfte sogar Lokführer der Parkeisenbahn sein, das sorgte für leuchtende Kinderaugen! Für Groß und Klein gibt es hier neben fahrbaren Autos (Achtung: Ab 6 Jahren, sonst nur Beifahrer!) auch Minigolf, einem kleinen Streichelzoo und einen Spielplatz.
Und das alles zu mehr als humanen Preisen mit sehr nettem Personal. Wirklich empfehlenswert.
Auch dieser Abend war, inmitten von Kinderlachen, total entspannt und das war auch gut so. Denn am nächsten Tag plante ich, über meine eigenen Grenzen zu gehen.
Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr in engen Räumen seid und flüchten wollt? Ich auch.
Ich habe aber vor einiger Zeit beschlossen, mich meinen Ängsten zu stellen und diese zu überwinden. Da kam die Drachenhöhle in Syrau genau recht.
(Achtung, hier fahren die Öffentlichen von Plauen aus nur alle 2 Stunden, daher plant eure An- und Abreise.)
Ich startete unsere Tour mit einem mulmigen Gefühl, unzählige Treppenstufen ging es hinab in die Höhle. Der kleine Mann an meiner Hand hat mir in diesem Moment mehr Sicherheit gegeben, als ich ihm. Unten angekommen siegte aber die Faszination. Was für eine unglaubliche Schönheit die Natur uns unterhalb der Erde gezaubert hat, die nur durch Zufall entdeckt wurde. Sogar der kleine Zappelhannes Marvel wurde ganz ruhig und lauschte den Erzählungen unserer Tourenführerin.

Nach einer knappen Stunden voller bewundernder “Ohhs” und “Ahhs” erwartete uns das Highlight dieser Tour unter Tage. Eine Lasershow über dem Höhlensee. EINMALIG schön. Einziger Minuspunkt: Wer in der Höhle fotografieren möchte, muss sich für 2,50 Euro eine Fotogenehmigung holen. Dennoch: Vielen Dank für dieses tolle Erlebnis nach Syrau!

Da wir bis zur Rückfahrt noch über eine Stunde Zeit hatten wanderten wir zur Windmühle Syrau. Bei knapp 30 Grad und ohne Gehweg schob ich also den dösenden Marvel über die Landstraße. Klingt erst einmal gefährlich, allerdings kam uns auf dem gesamten Weg nicht ein einziges Auto entgegen.
Die Windmühle war leider etwas unspektakulärer als erwartet, dafür hat sich der Hinweg umso mehr gelohnt. Marvel erwachte aus seinem Dornröschen-Schlaf und hüpfte munter über die Felder zurück Richtung Bahnhof.

Fast hätten wir auch unseren Zug zurück erwischt. Ihr ahnt es sicher. Wir haben ihn verpasst. Aus gutem Grund. Wer uns aufmerksam verfolgt weiß, was für ein Autofreak Marvel ist und wer hier sein glückliches Gesicht sieht wird verstehen, warum ich ihn diesen Moment einfach genießen lassen musste.
Da wir nach der ausgiebigen Begutachtung des Oldtimers noch 1,5 Stunden bis zur nächsten Bahn zurück nach Plauen hatten, kehrten wir in eine gutbürgerliche Gaststätte ein und gönnten uns lokale Köstlichkeiten, Bier (für mich) und Apfelschorle (für ihn).
Mit der nächsten Bahn komme ich ja auch noch pünktlich um unseren Anschlusszug zurück gen Heimat zu erwischen. Dachte ich.
Und wie ihr nun richtig vermutet. der Bahngott war uns nicht wohlgesonnen. In Plauen am Hauptbahnhof angekommen begab ich mich auf das im Ticket angegebene Gleis. Aber meine Bahn nach Leipzig war nicht angeschrieben.
Einen Heulkrampf und eine wild nach Taxen telefonierende Bahnangestellte später - Plauen hat mit 60.000 Einwohnern ganze 3 Bahnhöfe und ich befand mich am falschen - war klar, dass wir diesen Zug nicht mehr bekommen werden. Kein Taxi war erreichbar und die Trams zu den anderen Bahnhöfen fuhren auch erst wieder in einer Stunde.
Nun ist es ja aber auch so, dass das Universum einem immer dann Hilfe schickt, wenn man sie dringend braucht. So geschehen in Form von Joel aus Dresden. Joel wenn du das liest, danke für deine Unterstützung. Wir teilten uns ein Sachsen-Ticket, Marvel hatte für die Fahrt nach Dresden einen Gesprächspartner und ich bekam langsam mein Urvertrauen wieder zurück. In Dresden angekommen musste ich mir dann nochmals ein neues Ticket kaufen und dann waren wir fast 7 Stunden später endlich wieder in Berlin.
Nun, ein Pessimist würde sagen:
Bahnfahren ist total doof.
Ein Realist würde sagen:
Fahre nach Plauen lieber mit dem Auto.
Und ich sage: Ich bin froh, dass ich alle diese Fehler gemacht habe und euch darüber berichten kann. So müsst ihr diese Fehler nicht mehr machen und könnt Plauen voll und ganz genießen. Diese Stadt und ihr Umland haben nämlich eine ganze Menge zu bieten und in dieser Jugendherberge bleiben keine Wünsche von kleinen und großen Feuerwehrfans offen. Versprochen.