Ich bin Martina, Redakteurin, und auf dem Weg nach Lenggries, um ein Yoga-Wochenende zu begleiten. Doch wie begleitet man ein solches Programm? Mein Gefühl sagt mir: Am besten indem ich mitmache und selbst eintauche. 

Vom trubeligen München ist es nur eine Stunde Zugfahrt mit der bayerischen Regionalbahn nach Lenggries, aber es ist wie eine Reise in eine andere Welt. Hinter Holzkirchen geht der Blick erstmals weit über sanfte Wiesen. Kurz vor Reichersbeuern kann man bereits die frische Landluft atmen. Die Großstadt ist gefühlt schon meilenweit entfernt. Dann, kurz vor Bad Tölz, tauchen die ersten Berge am Horizont auf und schnell nähert man sich ihnen. 


Willkommen in Lenggries

Die Gruppe hat sich schon am Donnerstagnachmittag in der JUGENDHERBERGE LENGGRIES zusammengefunden und bereits einen Tag in Begleitung der Yogalehrerin Sarah Troßmann verbracht. Ich stoße am Freitagabend kurz vor dem Abendessen dazu. Schnell komme ich mit der Teilnehmerin Elma ins Gespräch. Anschließend stoßen auch die drei Freundinnen Chiara, Dani und Moni hinzu.

Sie erzählen mir von dem ersten Tag und dass sie nach der Achtsamkeitswanderung am Nachmittag erst einmal geschlafen haben. Sie sind angekommen – und erzählen begeistert von der Art, wie Sarah sie durch die Yogaübungen führt und die Sinne öffnet, sei es durch Achtsamkeitsübungen, Meditationssessions oder Lieder, die Sarah mit der Gitarre begleitet. Nach dem Abendessen ist es ruhig im Haus. Im Speiseraum, der gemütlich mit Holztischen und -bänken eingerichtet ist, kommt man ins Gespräch.

Der frühe Vogel ...

Der Wecker klingelt um halb sieben, denn schließlich beginnt die erste Yogaeinheit schon um sieben Uhr in der Lounge der Jugendherberge – vor dem Frühstück.

Die Lounge ist rundum mit einladenden breiten Holzbänken umrahmt. Durch die großen Fenster öffnet sich der Raum zu einer weitläufigen Wiese. Wir hören die Vögel laut singen. Sarah begrüßt uns. Schnell sind die Yogamatten ausgerollt, die leichte Decke wird zu einem kleinen Päckchen gerollt, das als Stützkissen im Yogasitz dient.

Herzöffnung ist das Thema der Stunde. Wo am Anfang vielleicht noch ein Hauch von Müdigkeit war, ist jetzt eine wohltuende Mischung aus Aktivierung und Entspannung.

Ich spüre, dass ich noch nicht ganz eintauchen kann. Der Geist springt immer wieder raus in die Beobachterrolle, dann wieder bin ich ganz bei mir und gehe den Weg mit auf die Yogareise. Chiara schildert später, am ersten Abend sei es ihr ähnlich gegangen. Sie konnte die Alltagsgedanken noch nicht ganz loslassen. Heute sei es schon anders, es fiele ihr viel leichter, loszulassen und nur der Reise von Sarah oder auch ihrem eigenen Atem zu folgen.

Zum Abschluss liegen wir alle eingehüllt in unsere Decken auf den Matten und Sarah beginnt zur Gitarre zu singen. Es ist ein schamanisches Lied mit spanischem Text. Ihre Stimme erfüllt den Raum und hüllt uns ein. Was für ein Geschenk!

Gemeinschaft erleben

Nach dem Frühstück treffen wir uns vor der Jugendherberge zu einer Achtsamkeitswanderung. Zunächst geht es durch kleine Dorfstraßen. An einer Hecke aus Fichten knipsen sich einige Teilnehmerinnen frische Triebspitzen ab und kosten sie. Sie erzählen, dass Sarah ihnen gestern auf der Wanderung erzählt hat, welche Pflanzen am Wegesrand oder im Wald man essen kann. Die jungen Fichtenspitzen schmecken würzig-waldig. Sie enthalten ganz viel Vitamin C, erzählt Sarah. Dann geht es langsam hinaus aus dem Dorf in Richtung Schlossweiher – unserem heutigen Ziel.

An einer Wegegabelung in der Nähe einer Quelle lädt uns Sarah ein zu einer Gehörreise. Wir stehen mit geschlossenen Augen im Kreis und lauschen den Geräuschen um uns herum. Da ist Vogelgesang, das Rauschen der Quelle, der Wind in den Bäumen, ein Traktor und dann die Stimmen einer Gruppe von Wanderern. Sarah leitet uns sanft und lädt uns ein, die Geräusche nicht zu werten, sondern sie einfach zu sammeln.

Wir füllen noch schnell unsere Wasserflaschen auf, dann geht es weiter. Bald erreichen wir den Weiher. Ein zauberhafter Ort. Wir erkunden ihn. Dann fordert uns Sarah auf: „Sucht euch einen Ort, der euch anspricht, und verweilt dort fünf Minuten. Nehmt ihn in euch auf.“ Die fünf Minuten sind viel schneller rum als gedacht. Ich suche mir einen offenen sonnigen Platz am Ufer. Elma ­fasziniert ein Ort, an dem die Wurzel eines gefällten Baums halb aus der Erde ragt, in den Wurzeln gefangen ein großer Fels, dazwischen junge Pflanzentriebe. „Obwohl es auf den ersten Blick so chaotisch erscheint, ist darin doch ganz viel Leben.“

Gemeinsam entscheiden wir, dass wir gerne noch etwas weiter gehen wollen. Also geht es entlang des Sees und dann durch das Hirschbachtal hinab zur Isar. Mit Dani, Chiara und Moni mache ich einen Zwischenstopp in einem Café in Lenggries. Danach genießen wir das schöne Wetter auf der Wiese der Jugendherberge. 

Am Nachmittag stößt Sarah wieder zu uns – und jetzt machen wir eine Yogastunde im Freien. Einige Übungen verlangen Anstrengung – und wir alle spüren die Veränderungen, das Herantasten an uns selbst und unseren Körper. Als wir eine Übung zu Hüftöffnung machen, erzählt Sarah, dass gerade in der Hüfte alte Sorgen, Ängste oder auch Traumata verborgen sind. „Wenn wir die Hüfte öffnen, können wir uns auch von diesen alten Sorgen lösen und sie gehen lassen.“ Ich spüre sofort, dass mich diese Worte berühren.

Ich sitze noch eine Weile mit Sarah, Wunna und Elma auf der Wiese, während die anderen schon zum Abendessen gehen. Plötzlich bin ich gar nicht mehr die Beobachterin, die eine Reportage schreibt, sondern ausschließlich Teilnehmerin. Sarah sagt, sie habe gar nicht das Gefühl, dass ich nicht von Anfang an dabei gewesen sei. Ich sei ganz natürlich in die Gruppe hineingewachsen. Auch Elma geht es so. Ein schönes Kompliment. 

Die Kraft des Kakaos

Am Sonntagmorgen treffen wir uns um acht Uhr auf der Wiese zur Kakaozeremonie. Der Rasen ist noch feucht vom Tau. In der vergangenen Woche hat es viel geregnet, der Boden liegt wie eine sanft federnde Matte unter uns.

Sarah hat den Rohkakao aus Ecuador bereits in einem Topf erwärmt und auf einem indischen Tuch mit echten Kakaobohnen dekoriert. Auf der Oberfläche glänzen kleine Kakaobuttertropfen. Wir beginnen mit einem Morgengruß, begleitet von einem Lied. Sarah erzählt von der Kultur des Kakaos. In der Sprache der Maya bedeutet Kakao das Blut des Herzens. Er berührt unser Herz, unsere Emotionen. Dann wird der Kakao gereicht. Zunächst riechen wir daran. Der erste kleine Schluck. Er schmeckt schokoladig, aber auch etwas säuerlich, leicht bitter. Um dem Kakao Zeit zum Wirken zu geben und sich im Körper zu entfalten, folgen Yogaübungen.

Im Fokus liegen Herzöffner-Übungen. Das Blut strömt und dann spüren wir mit Macht die Wirkung des Kakaos. Einige beschreiben es später so, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Plötzlich sind wir unseren Gefühlen ganz nah. Sarah begleitet uns sanft. Der Duft von Geranium-Duftöl ist in der Luft.

Auf kleine Zettel schreiben wir alles Alte, was nun gehen darf, und verbrennen diese. Dankbarkeit macht sich breit, Tränen fließen. Man möchte noch verweilen in diesem Moment, diesem Ort, dieser Gruppe.

Einige lassen die Yogatage noch mit einem Spaziergang ausklingen. Ich mache mich auf den Rückweg. Der Zug bringt mich wieder nach München und dann in Richtung Norden.    

Hier geht's zum Programm

Achtsamkeitstage mit Yoga und Kakao

4 Tage Achtsamkeit und Yoga in der Natur

ab 427,00 €

3 Ü/VP, p. Pers.

30.05.-02.06.2024
und weitere

Zusätzlich werden noch weitere Yoga-Programme für Familien, Alleinreisende und Jugendliche in der Jugendherberge Lenggries angeboten. 


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