DJH-Jahresbericht 2022

Zahl der Übernachtungen in den mehr als 400 Häusern erreicht erstmals wieder das Niveau „vor Corona“ – vor allem durch die flächendeckende Rückkehr der Schüler*innen. Um möglichst allen jungen Menschen wichtige Freiräume zur Entwicklung anbieten zu können, hat der rund 2,3 Millionen Mitglieder starke Verband sein Engagement „Pro Klassenfahrt“ noch einmal verstärkt. Inflation und Energiekrise stellen neue Herausforderungen für das gemeinnützige DJH dar.   

Detmold/Berlin. Anfang 2022 hatte das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) das „Comeback der Klassenfahrten“ herbeigesehnt und ein Jahr später lässt sich festhalten: Es ist vollends geglückt! Rund 3,6 Millionen Übernachtungen aus dem Bereich Schulen wurden 2022 gezählt – fast 2,7 Millionen mehr als 2021 (910.000). Insgesamt wurden im DJH im abgelaufenen Jahr annähernd 8,6 Millionen Übernachtungen umgesetzt. Dies bedeutet im Vergleich zu 2021 (3,9 Millionen) ein Plus von rund 4,7 Millionen. „Damit erreichen wir erstmals wieder annähernd das „Vor-Pandemie-Niveau“ – trotz der noch bis ins Frühjahr 2022 geltenden Corona-Einschränkungen im Bereich Reisen und Unterbringung“, erläutert DJH-Hauptgeschäftsführer Oliver Peters. Für 2023 erwartet er ein ähnlich positives Ergebnis: „Der Vorbuchungsstand ist aktuell sehr gut und stimmt uns überaus optimistisch, hier in den nächsten Monaten noch weiter zulegen zu können.“

Engagement für Heranwachsende steht im Fokus

Vor allem aber ist es die Rückkehr der Schulen in die Jugendherbergen, die den gemeinnützigen Verband in seiner Arbeit bestätigt – aus mehreren Gründen. „Zum einen sehen wir, dass unsere Angebote funktionieren und die Schulen sowie die Eltern uns vertrauen. Zum anderen ist der Bedarf an Freiräumen für Heranwachsende spürbar riesengroß. Vor allem junge Menschen sind im Kontext der Pandemie oftmals auf der Strecke geblieben. Sie brauchen jetzt dringend wieder die Chance, sich sozial und persönlich in einem sicheren Raum entwickeln zu können“, so Oliver Peters. Klassenfahrten seien deshalb wichtiger denn je und müssten grundsätzlich für alle Kinder zur Verfügung stehen, fügt der DJH-Hauptgeschäftsführer an.

Bestätigt sieht sich das DJH auch durch den kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht der vom Bundesfamilien- und Bundesgesundheitsministerium initiierten Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“. Demnach seien in Folge der Pandemie noch immer 73 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland psychisch belastet. Hinzu kommen laut dem Papier aktuelle Ängste vor Krieg, Inflation und Klimakrise. „Als gemeinnütziger Verband fühlen wir uns den jungen Menschen gegenüber verpflichtet, hier mit eigenen Angeboten sowie durch das Mitwirken an entsprechenden Initiativen aktiv an einer Verbesserung der Situation mitzuarbeiten“, sagt Oliver Peters.

DJH als wichtiger Akteur für Gemeinwohl und Zivilgesellschaft

So haben die Jugendherbergen alleine durch das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“, dank der Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, seit Sommer 2021 knapp 200 Ferienfreizeiten mit mehr als 35.000 Teilnehmertagen anbieten können; zusätzlich konnten in knapp 40 besonders geeigneten DJH-Häusern mehrere Tausend berechtigte Familien an freizeitpädagogisch begleiteten „Corona-Auszeiten“ teilnehmen. Hinzu kommen eigene Programmangebote in den Jugendherbergen, die den Heranwachsenden dabei helfen sollen, soziales Miteinander oder Ich-Stärkung (neu) zu erlernen: Teambuilding, Sport- oder Ernährungsprogramme, Anti-Mobbing- oder Outdoor-Trainings sind hier nur einige Beispiele. Einen weiteren wichtigen Aspekt bilden die Programme des internationalen Jugendaustauschs, mit dem das DJH und seine Partnerverbände jungen Menschen Völkerverständigung und Toleranz näherbringen. Ganz neu ist zudem die Beteiligung der Jugendherbergen am „Bündnis für die junge Generation“ des Bundesfamilienministeriums. Gemeinsam soll in diesem Zusammenschluss an Themen aus den Bereichen Jugend und Medien, Jugend und Wirtschaft sowie Jugend und Gesundheit gearbeitet werden.

Mitglieder halten dem Deutschen Jugendherbergswerk die Treue

Möglich wird dieses vielschichtige Engagement des DJH erst durch seine Mitglieder: Aktuell umfasst die Jugendherbergsfamilie rund 2,3 Millionen Menschen. Dabei blieb die Zahl der Vereinsaustritte auch 2022 auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Zahl der Neumitgliedschaften, vor allem im Bereich Familien, steigt hingegen kontinuierlich an. „Dies ist nicht selbstverständlich und wir können nur von Herzen Danke sagen, dass die Menschen uns so treu unterstützen – obwohl in der Pandemie die Jugendherbergen ja nur eingeschränkt oder gar nicht für eine Nutzung zur Verfügung standen“, so Oliver Peters.

Neue Herausforderungen in 2023

Nach der erfolgreich gemeisterten Corona-Krise blicken die Jugendherbergen in Deutschland jetzt auf neue Herausforderungen: Wachsende Inflation und steigende Energiepreise sind auch für das DJH und seine mehr als 400 Jugendherbergen große Themen. Als gemeinnütziger Träger arbeitet der Verband nicht gewinn-, sondern gemeinwohlorientiert. Die Übernachtungspreise sollen vor allem Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu den Jugendherbergen ermöglichen und sind daher stets entsprechend zurückhaltend kalkuliert. „Trotzdem treffen natürlich auch uns die Preissteigerungen in allen Bereichen und wir werden Anpassungen nicht gänzlich vermeiden können. Allerdings versuchen wir diese auf möglichst niedrigem Niveau zu halten“, so Oliver Peters. 

Ein Beispiel dafür ist die beliebte DJH-Familienauszeit. Drei Tage Aufenthalt inklusive Frühstück in fast 150 Jugendherbergen deutschlandweit sind für zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder bis 17 Jahre künftig ab 219 Euro statt ab 199 Euro verfügbar. „Insgesamt müssen auch wir die aktuellen Entwicklungen der Märkte weiter abwarten, die heute noch niemand voraussehen kann. Klar ist aber auf jeden Fall, dass die Mitgliedsbeiträge nicht erhöht werden, sondern konstant bleiben“, fasst der DJH-Hauptgeschäftsführer zusammen.

Das DJH 2022 in Zahlen

  • 408 Jugendherbergen in 14 DJH-Landesverbänden
  • 66.809 Betten
  • Rund 8,6 Millionen Übernachtungen, darunter etwa 450.000 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland
  • Wichtigste Gästegruppe 2022: Schulen/Hochschulen (42 Prozent der Übernachtungen) vor Familien (22 Prozent der Übernachtungen)
  • 2.310.763 DJH-Mitglieder (Stand Ende 2022)
  • Rund 4.600 hauptamtliche sowie etwa 750 ehrenamtliche DJH-Mitarbeitende