Neue Herbergsleitung in Eckernförde

21.04.2020 - Nordmark

Frischer Wind in stürmischen Zeiten

Eckernförde. Es könnte sicher schönere Umstände geben, um als neue Herbergseltern durchzustarten. Aufgrund der Corona-Krise sind alle Jugendherbergen im Norden geschlossen. Doch Jennifer und Gregor Steinhardt, die neuen Leiter der Jugendherberge Eckernförde, sind positiv gestimmt. Die Vorfreude auf die ersten Gäste steigt täglich.

 

 

Es herrscht Stille auf dem großen Herbergsgelände an der Sehestedter Straße. Eine ungewöhnliche Situation für die Jugendherberge Eckernförde zu dieser Jahreszeit. Denn Mitte April tummeln sich normalerweise zahlreiche Gäste in dem 162 Betten zählenden Haus: Schülerinnen und Schüler wachsen auf Klassenfahrt zu einer echten Gemeinschaft zusammen, Familien genießen entspannte Urlaubstage an der Ostsee und Musikgruppen proben für ihren nächsten großen Auftritt. Die Hochsaison beginnt in normalen Zeiten genau jetzt. Knapp 20.300 Übernachtungen und gut 6.700 Gäste verzeichneten Monika und Holger Lüthi, die Vorgänger der Steinhardts, im vergangenen Jahr. Nun darf kein Gast kommen. Die vielen Vorbuchungen für das Frühjahr können derzeit nicht realisiert werden.

Vom Ahrtal über die Schweiz an die Ostsee

„Es ist schon komisch, dass wir unsere Gäste derzeit nur anhand von Zahlen, Telefonaten und E-Mails kennenlernen“, gesteht der gelernte Küchenmeister Gregor Steinhardt. „Wir hatten uns schon so darauf gefreut, unsere Gäste verwöhnen zu dürfen“, ergänzt seine Frau Jennifer, Hotelfachfrau und Köchin. Mit dem Verwöhnen von Gästen haben die beiden viel Erfahrung: Nachdem sie sich in ihrer Lehre im Hotel Hohenzollern in Ahrweiler kennen und lieben gelernt hatten, folgten einige Stationen im Hotel- und Gastronomiegewerbe. Sie arbeiteten gemeinsam unter anderem in einem Parkhotel im schweizerischen Zermatt, leiteten ein eigenes Restaurant im Ahrtal und gestalteten fünf Jahre lang die kulinarischen Highlights eines Winzerhofs in Ahrweiler. „Wir sind ein gutes Team“, freuen sich die beiden. „Seit 15 Jahren leben und arbeiten wir zusammen. Das klappt wunderbar.“

So war ihnen auch vor der neuen Herausforderung, gemeinsam eine Jugendherberge zu leiten, nicht bange. „Ein Freund und ehemaliger Kollege von uns machte uns auf das DJH aufmerksam. Er brachte uns überhaupt auf die Idee, uns als Herbergseltern zu bewerben“, erzählt das Ehepaar. Der gemeinnützige Verein bietet seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre Gastfreundschaft einzusetzen und gleichzeitig als außerschulischer Lernort zu fungieren. So können Herbergsteams z.B. Umwelt- und Kulturbildung fördern sowie Werte wie Toleranz und Inklusion in ihrer täglichen Arbeit leben. Ein sehr reizvolles Komplettpaket, das die Steinhardts so noch nicht kannten. Wenig später entdeckten sie die Stellenanzeige des DJH-Landesverbands Nordmark e.V. „Die Ostsee lieben wir schon seit langem – da mussten wir nicht lang überlegen“, schwärmt die 32-jährige Jennifer Steinhardt. „Der Landesverband hat uns von Beginn an freundlich aufgenommen und kommuniziert auch in der jetzigen Zeit sehr aktiv. Das gefällt uns sehr“, fügt Gregor Steinhardt (35) hinzu.

Viele Stammgruppen

Eine Übergangszeit gemeinsam mit den Lüthis, mit denen die Jugendherberge Eckernförde mehr als 25 Jahre untrennbar verbunden war, hatten die Steinhardts nicht. Stattdessen werden sie derzeit von einer anderen, ebenfalls sehr erfahrenen Herbergsmutter eingearbeitet. Die Fußstapfen sind durchaus groß, in die Jennifer und Gregor Steinhardt nun treten: Monika und Holger Lüthi waren bekannt für ihre exzellente Gästebetreuung und hatten daher eine große Stammkundschaft – von Schulklassen über Musikgruppen bis hin zu Erholungsfreizeiten. Nun ist es Zeit für die beiden, es etwas ruhiger angehen zu lassen, bevor sie in den Ruhestand gehen. Sie überlassen ihren Nachfolgern ein gut aufgestelltes Haus.

Frisch und startklar

Die Zeit, bis die ersten Gäste wieder anreisen dürfen, nutzt das junge Paar gerade intensiv: Gemeinsam gehen sie alle 47 Zimmer durch, lernen jede Ecke genauestens kennen, machen Frühjahrsputz. Den Eingangsbereich streichen sie gerade neu. „So sind wir frisch und startklar, wenn die Gäste kommen“, berichtet Jennifer Steinhardt, die gebürtig aus dem rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr stammt. Zudem sei man bereits ins Gespräch gekommen mit Sportvereinen aus der Region. „Wir möchten auch neue Formate wie regionale Ferienlager ins Leben rufen, um neue Zielgruppen für die Jugendherberge zu erreichen“, sagt sie. Doch auch auf die vielen Stammgruppen freut sich das Herbergselternpaar. „Das Schiff mag gerade etwas wanken“, ergänzt ihr Mann mit Blick auf die Corona-Krise. „Doch wir sind uns sicher, dass es schon bald wieder Fahrt aufnehmen wird“, so der gebürtige Brandenburger.

 

Foto: Jennifer und Gregor Steinhardt sind die neuen Herbergseltern der Jugendherberge Eckernförde. DJH-Landesverband Nordmark e.V.