Die Jugendherbergen in Mecklenburg-Vorpommern sind Partner und Plattform für die Vielfalt der Jugendarbeit. Als freier Träger der Jugendhilfe führt der DJH-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern jedoch auch selbst Kinder- und Jugendfreizeiten und Internationale Jugendbegegnungen durch. Nach bestehender Coronapause wurden in 2022 langjährig bestehende Partnerschaften reaktiviert und neue Kooperationen fortgeführt. Gerade nach Corona waren diese Synergien unabdinglich, um knappe Ressourcen in der Trägerlandschaft produktiv und gemeinschaftlich zu nutzen.
In 2021 und 2022 stellte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im sogenannten Corona-Aufholpaket Mittel bereit, die es Trägern ermöglichten, Ferienfreizeiten durchzuführen, und den Teilnehmerbeitrag niedrig anzusetzen, um auch Kindern aus einkommensschwachen Familien die Teilnahme zu ermöglichen.
Der DJH-Landesverband M-V entschied sich deshalb für einen Camp-Schwerpunkt, der häufig genau jenen einkommensschwachen Familien verwehrt bleibt: kulturelle, genauer musikalische Bildung. Gemeinsam mit der mobilen Musikschule Greifmusic aus Greifswald und Standorten in ganz Norddeutschland wurden 2022 vier Durchgänge eines Musik- und Bandcamps durchgeführt.
Insgesamt 80 Kinder zwischen 9 und 16 Jahren gründeten an fünf Tagen eigene Bands und probten selbstausgewählte Stücke, die in einem Abschlusskonzert aufgeführt wurden. Das Angebot war dabei sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene offen, um einen niedrigschwelligen Zugang zu ermöglichen.
Im Fokus der Bandcamps stand die Entwicklung und Weiterentwicklung der persönlichen musikalischen Fähigkeiten sowie der Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit durch gemeinsames Musizieren. Nach langer sozialer Isolation während der Coronazeit war das Erleben von Gemeinschaft und Wertschätzung innerhalb eines Musik-Ensembles, in das jeder seine Stärken und Interessen einbringt, für die Teilnehmenden besonders wichtig. Gerade für Kinder ohne musikalische Vorerfahrung war das Feriencamp eine elementare Erfahrung für Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit. Die 24-Stunden-Betreuung und Freizeitgestaltung übernahmen ausgebildete Erlebnispädagogen, des ebenfalls regionalen Partners Erlebnis-Kollektiv e. V aus Rostock.
Eine Fortsetzung des Camps ist angestrebt. Da das Corona-Aufholpaket in 2022 auslief, werden hierfür jedoch alternative Fördermöglichkeiten benötigt. Denn Ziel ist es weiterhin, das Feriencamp auch Kindern aus finanziell schwachen Haushalten zu ermöglichen und dennoch Qualität und Sicherheit zu bieten: Durch ausgebildete Teamer und professionelle Musikpädagogen, die darauf angewiesen sind, dass ihre Arbeitszeit auch entsprechend entlohnt wird.
Das Projekt zeigt einmal mehr, wie wichtig eine adäquate Förderung von Maßnahmen der Jugendarbeit ist, wenn Teilhabe und tatsächliche Bildungseffekte durch kompetentes Personal gewährleistet sein sollen.
Gemäß seines Satzungszwecks, interkulturelle Kommunikation & Begegnung zwischen jungen Menschen zu ermöglichen, führt der DJH-Landesverband M-V selbst Internationale Jugendbegegnungen durch. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei Jugendbegegnungen mit dem Nachbarland Polen. Hier geht es darum, historische und gegenwärtige gemeinsame Kulturräume zu erforschen, die über Landesgrenzen hinweg seit jeher existieren, insbesondere in Vorpommern und dem Ostseeraum. Diese Schwerpunktsetzung wird maßgeblich durch das deutsch-polnische Jugendwerk ermöglicht, dass seit jeher die Finanzierung dieser Maßnahmen mithilfe einer zuverlässigen Förderstruktur gewährleistet und eine Vielzahl an Hilfsmaterialien für die Durchführung zur Verfügung stellt. So auch in 2022:
Nach zweijähriger Coronapause veranstalte der DJH-Landesverband M-V in 2022 gemeinsam mit seinem langjährigen Partner, dem DMK - Dom Pojednania i Spotkań Gdansk, bereits zum vierten Mal zwei bilaterale Jugendbegegnungen in Gdasnk in Polen. 56 Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren aus Stralsund und Lebork nahmen teil. Der Besuch in Gdansk bildete die Hin-Begegnung, die in 2023 durch einen Rück-Besuch der polnischen Teilnehmenden in die Hansestadt Stralsund führt. Beide Jugendbegegnungen werden durch das Deutsch-polnische Jugendwerk gefördert.
Das Anknüpfen an die langjährig bestehende Partnerschaft erfolgte nahtlos, trotz zweijähriger Pause: Hin- und Rückbegegnung folgen einem gemeinsamen roten Faden. In Gdansk stand in 2022 die gemeinsame Geschichte der beiden Nationen Deutschland und Polen im Mittelpunkt: von mittelalterlicher Hanse und Architektur, über den zweiten Weltkrieg bis hin zur Befreiungsbewegung vor dem Fall der Sowjetunion in beiden Ländern. In 2023 sollen dann in Stralsund bei Theater- und Tanzworkshops gegenwärtige Gemeinsamkeiten performativ erarbeitet werden. Die Teilnehmenden wurden maßgeblich durch das Engagement zweier Schulen gewonnen, dem Hansa-Gymnasium Stralsund und der Szkoła Podstawowa nr 1 in Lebork. Deren Lehrkräfte unterstützten bei der Programmumsetzung mit viel Engagement und Herzblut.
Auch diese Maßnahme ist ein Gemeinschaftsprojekt, das nur durch synergiestiftende Kooperationen und bedarfsgerechte Förderung zustande kommen konnte, die in Zeiten knapper werdenden finanzieller und personeller Ressourcen unabdingbar sind.
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