DEMOKARTIEBILDUNG IN BERLIN
Die Jugendherberge Berlin Ostkreuz bietet Schulklassen nicht nur eine zentrale Lage für Erkundungen in der Hauptstadt, sondern auch ein beeindruckendes historisches Gebäude mit besonderer Atmosphäre. Die frühere Schule wurde zur modernen Jugendherberge umgestaltet und lädt heute junge Menschen dazu ein, Gemeinschaft zu erleben und über gesellschaftliche Themen wie Demokratie und Teilhabe auszutauschen.
Einstimmung auf die Geschichte – bevor es vor Ort geht
Im Tagungsraum der Jugendherberge Ostkreuz treffen die Schüler*innen der 9. Klasse vom Bodensee auf Stadtführer Jörn Milack vom Programmpartner Kulturschleiferei. Mit historischen Objekten, Bildern und persönlichen Geschichten bereitet er sie auf eine besondere Exkursion vor: Gemeinsam werden sie den ehemaligen Stettiner Nordbahnhof – einen früheren „Geisterbahnhof“ – und die Gedenkstätte Berliner Mauer besuchen. Jörn weckt Neugier und schafft ein erstes Verständnis für die Orte, die im Anschluss selbst erkundet werden.
Lernen am authentischen Ort – Spurensuche im ehemaligen Geisterbahnhof
An historischen Schauplätzen wie dem Nordbahnhof wird Geschichte erfahrbar: Die Schüler*innen der 9. Klasse vom Bodensee entdecken die Ausstellung im U-Bahn-Zugang und erfahren, was es mit den sogenannten Geisterbahnhöfen auf sich hatte. Stadtführer Jörn Milack erläutert, wie Züge einst ohne Halt durch diesen gesperrten Bahnhof fuhren – mitten durch das geteilte Berlin. Die Jugendlichen sind beeindruckt von der Atmosphäre des Ortes, der jetzt eine Gedenkstätte ist und Fragen zu Freiheit, Überwachung und Alltag in der DDR aufwirft.
Lernen am authentischen Ort – Spurensuche im ehemaligen Geisterbahnhof
Im Untergeschoss des heutigen S-Bahnhofs Nordbahnhof hören die Schüler*innen der 9. Klasse aufmerksam zu, wie Jörn Milack von den Geisterbahnhöfen im geteilten Berlin berichtet. Der Austausch ist persönlich, direkt und lädt ein, Geschichte nicht nur zu konsumieren, sondern zu hinterfragen: Was bedeutet Freiheit? Wie prägt Vergangenheit unsere Gegenwart? Und welche Verantwortung haben wir als Gesellschaft? Die Exkursion vermittelt: Demokratische Bildung beginnt mit dem gemeinsamen Gespräch – vor Ort, mit Zeit und echten Geschichten.
Demokratie braucht Orientierung – Geschichte greifbar machen
Der Rundgang durch die Gedenkstätte Berliner Mauer beginnt am Orientierungsmodell nahe dem S-Bahnhof Nordbahnhof. Stadtführer Jörn Milack zeigt den Schüler*innen anhand des großflächigen Modells, wie die Grenzanlagen in der Bernauer Straße einst aufgebaut waren. Die Jugendlichen erkennen, wie massiv die Trennung das Stadtbild und das Leben der Menschen beeinflusste. Das Modell vermittelt einen anschaulichen Überblick über das gesamte Gedenkstättenareal – und bildet zugleich einen wichtigen Ausgangspunkt für die weitere Auseinandersetzung mit der deutschen Teilung, ihren Folgen und den Herausforderungen einer offenen, demokratischen Gesellschaft.
Wachsamkeit und Kontrolle – was Freiheit nicht ist
Vor einem erhaltenen Mauersegment erklärt Stadtführer Jörn Milack den Schüler*innen der 9. Klasse anschaulich den historischen Postenweg – jenen Streifen innerhalb der DDR-Grenzanlagen, auf dem bewaffnete Soldaten patrouillierten, um Fluchtversuche zu verhindern. Seine Worte sind eindringlich: Er beschreibt, wie Überwachung, Abschottung und militärische Präsenz das alltägliche Leben an der Grenze bestimmten. Durch seine lebendige und zugleich kritische Vermittlung wird deutlich, wie wichtig es ist, sich aktiv mit den Gefährdungen von Demokratie auseinanderzusetzen – und warum Offenheit und Rechtsstaatlichkeit nicht selbstverständlich sind.
Erinnern, um zu handeln – Gedenken als Teil demokratischer Verantwortung
Ein einfacher Ort mit großer Bedeutung: An der Bernauer Straße verweilen die Schüler*innen vor einem Holzkreuz, das an Menschen erinnert, die bei ihrer Flucht aus der DDR ums Leben kamen. Stadtführer Jörn Milack erzählt von individuellen Schicksalen und zeigt auf, wie gefährlich der Wunsch nach Freiheit in einem Unrechtsstaat sein konnte. Die Jugendlichen hören still zu, viele haben sich auf dem Rasen niedergelassen. Das gemeinsame Innehalten schafft Raum für Mitgefühl – und für die Erkenntnis, dass Erinnerungskultur ein aktiver Teil demokratischer Bildung ist.
Vom Geschichtsbuch zum echten Ort – Teilung begreifen, Freiheit schätzen
Schritt für Schritt gehen die Jugendlichen an der originalen Mauer entlang – der ehemaligen Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Für viele der Schüler*innen war die Teilung Deutschlands bisher nur ein Kapitel im Geschichtsbuch. Nun stehen sie an genau jenem Ort, an dem Mauern gebaut wurden, um Menschen voneinander zu trennen. Ihr Lehrer kennt diese Zeit noch aus eigenem Erleben – für ihn ist der Mauerfall Teil seiner persönlichen Biografie. Die generationsübergreifende Erfahrung macht deutlich, wie wichtig es ist, Geschichte nicht nur zu lernen, sondern zu erleben. Und wie sehr demokratische Bildung davon lebt, Vergangenheit im Heute zu verorten.
Geschichte mitnehmen – ein Selfie an der Mauer
Am Ende des Rundgangs steht ein Moment für sich: Die Jugendlichen posieren für ein gemeinsames Selfie vor der historischen Berliner Mauer. Die Graffitis, die einst Zeichen des Protests und später des Neuanfangs waren, bilden heute die Kulisse für ein Stück gelebte Erinnerung. Was vorher nur Unterrichtsstoff war, ist nun ein Ort, den sie erlebt, gesehen und verstanden haben. Die Berliner Mauer bleibt Mahnmal – aber eben auch ein Teil der Gegenwart. Ein Selfie vor ihr bedeutet nicht Vergessen, sondern Teilhabe: an Geschichte, an Gemeinschaft und an demokratischer Bildung.