Franzi brennt für ihre Arbeit als Erlebnispädagogin in der Jugendherberge Biedenkopf. Dass sie überhaupt dort gelandet ist, geschah mehr oder weniger zufällig. Heute ist ihre Arbeit fest mit ihr verwachsen. Was das mit ihrem imaginären Spielerucksack und Sternenstaub zu tun hat, erzählt sie in unserem Blogbeitrag.
Mein Highlight ist, unsere Jugendherberge als interkulturelle Begegnungsstätte sehen zu können. Jeder bringt was mit. Jeder Gast, jede Gruppe erzählt eine neue Geschichte. Es geht am Ende nicht um die Summe der Erlebnisse, sondern um die Tiefe. Und mit einem gesunden und gleichwertigen Team zu arbeiten. Wer dieselben Werte und Visionen verfolgt, kann Unmögliches möglich machen. Deine Arbeit kann nur so groß werden, wie dein Umfeld es hergibt.
Ich ging ehrlich gesagt ohne große Pläne von der Schule. Für die Jugendherberge Biedenkopf war eine Stelle an der Rezeption ausgeschrieben. Primär war es das notwendige Taschengeld, was ich brauchte und es sollten, wenn schon keine Idee von der Berufswelt, wenigstens keine Lücken im Lebenslauf entstehen. Ich bin dann ohne Vorwissen in die Jugendherberge eingestiegen und heute mit ihr fest verwachsen. Meine Arbeit in der Programmgestaltung für Klassenfahrten und die Arbeit als hauseigene Erlebnispädagogin kam erst 10 Jahre später.
Für die Tätigkeit als Rezeptionistin musste ich erstmal keine Ausbildung vorweisen, zu meinem Glück, zumal ich erst einmal „nur jobben“ wollte. Ich besuchte im Laufe der Jahre Fortbildungen und Seminare rund um das Belegungs- und Qualitätsmanagement.
Zwischendurch absolvierte ich eine Ausbildung zur Erlebnispädagogin in Süddeutschland. Seither hospitiere ich bei unseren Kooperationspartnern von außerhalb - eine bunte Mischung aus Erlebnispädagog*innen, Kunsttherapeut*innen oder auch Künstler*innen. Meine Talente, Interessen und Fähigkeiten in so einer Begegnungsstätte ausprobieren zu können, empfinde ich als ein großes Geschenk, da das Aufgabenfeld unendlich groß ist.
Die intensivste Ausbildung erlebe ich aber durch unsere jüngsten Gäste. Mein Körper dreht sich während der Arbeit automatisch zur Sonne. Mit ihren Augen zu sehen, bringt meine kreative Seite zum Vorschein. Hier wächst mein imaginärer Spielerucksack bis ins unermessliche.
Einfach alles was draußen stattfindet und mit der Natur zu tun hat. Meine Lieblingsaktionen sind die Feuerabende. Feuer hat ja was Magisches. Die Kinder blühen dort am meisten auf. Ich beginne meine Einführung in die Feuerkunde mit dem Verbrennungsdreieck und den verschiedenen Lagerfeuerarten. Wir kochen im alten Feuerkessel einen veganen Feuertopf und die Wartezeit fülle ich mit Rätsel, Tanz oder Life-Hacks. Musik ist stets dabei. Die erste Stunde hören wir mein Mixtape der Woche, danach die Musik der Kinder. Musik und Tanz belebt ja das Gemüt. Die Kinder tanzen während der Glutvorbereitung für das Stockbrot gerne oberhalb von der Lagerfeuerstelle. Ein schönes Bild wenn sie eine Choreographie zuvor einstudiert haben, in einer Reihe stehen und im Beat mittanzen. Im Hintergrund ist der Mond und das Schloss zu sehen. Es entwickelt sich eine Mischung aus Gelassenheit und Freundschaft. Da krieg ich jetzt noch Gänsehaut vor Freude. Beim Abschlussritual kommt mein Sternenstaub zum Einsatz. Ins Feuer geworfen, wechselt sich auch gerne mal die Farbe der Flammen vom roten ins Blaue und Grüne. Jeder darf sich etwas wünschen und gemeinsam wird gehofft, dass auch alle Wünsche in Erfüllung gehen.
Neues erfinden, Dinge immer wieder überarbeiten, sich auf fremde Menschen einschießen: Arbeiten in der Erlebnispädagogik ist alles andere als eintönig oder langweilig.
Ich beschäftige mich mit den Dingen, die mich selbst begeistern und versuche die Begeisterung in ein Spiel umzuwandeln. Es braucht einen guten Namen und in der Testphase beobachtende Augen. Es heißt Trial and Error. Ich teste und weite aus, teste und weite aus. Am Beispiel Bogenschießen erklärt: Bogenschießen auf Zielscheiben zu begrenzen, war irgendwann langweilig geworden. Ich habe 7 Schießstationen kreiert, die unterschiedliche Highlights beinhalten. Das teste ich mit Blut, Schweiß und Schwielen aus. Die Station „Ab durch die Ringe“ ist eine Station, wo man auf Hundebeißringe zielt. Die habe ich im Zoohandel gekauft und an einer Leiter aufgehängt. Aus 5 Metern Entfernung durch die Ringe zu schießen, wahrlich kein leichtes Ziel. Dann gibt es noch eine „Heuwand“, der „schwebende Würfel“ und „Rette Prinzessin Peach“. Rette Prinzessin Peach ist meine Lieblingsstation. Ich habe Prinzessin Peach in Form einer 30cm großen Plüschfigur an einem Seil befestigt. Das Seil ist mit einer kleinen Zielscheibe aus Metall am Pfeilfangnetz festgebunden. Mit gummierten Pfeilspitzen muss man Prinzessin Peach aus den Angeln frei schießen. Wenn man die Metallplatte trifft, fällt sie weich auf den Boden und ist gerettet.
Draußen sein, viel Bewegung, Kreativität: Ein Freizeitprogramm für Kids ist vielschichtig, die Einzelbestandteile sind als Gesamtstory zu verstehen. Beim Erlebnis-Kreativ-Camp z.B. powern sich Kinder zwischen 9 und 13 Jahren bei Bewegungs- und Geländespielen aus, bei der Knotenkunden und Ritterstunde lernen sie Fakten dazu, im Kreativ-Atelier geben sie gesammelten Naturmaterialien ein neues Gesicht. Beim Lagerfeuer wird mit viel Spaß Erlebtes reflektiert - ein paar Beispiele eines Gesamtpakets.
Jugendherberge Biedenkopf: Infos und AngeboteEs ist die erste und oft auch stressigste Stunde des Kennenlernens. Das Herantasten und Reinfühlen mit Körper, Seele und Geist. So viele Menschen es gibt, so vielfältig ist die Gesellschaft. Ich arbeite gerne mit Kindern zusammen die wollen, aber nicht können, weil ihnen der Impuls fehlt. Ich setze Impulse und beobachte, was sich entwickelt. Es ist spannend und aufregend was ankommt und angenommen wird.
Zunächst die richtige Frage stellen. Was fehlt? Meist ist es abhängig vom Tag. Stehen wir am Anreisetag oder kurz vor Abreise? Der Schmerz ist unterschiedlich. Manchmal vermissen sie gleich zu Anfang das Gewohnte und manchmal gerade in Richtung Abreise ist es ein „nicht nach Hause wollen“. Es gibt kein Rezept. Es ist ein Hineinfühlen und vor allem ernst nehmen. Wenn es ganz schlimm wird, hilft meist ein bisschen Zucker. Hoch im Kurs ist da das Wassereis.
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