„Die Drei Musketiere“ waren keine Familie, ihr berühmtes Motto drückt aber ein Gefühl aus, von dem Familien kaum genug haben können: das “Wir-Gefühl”. Es bedeutet, dass sich alle Familienmitglieder als Teil eines Teams sehen, das gemeinsam den Alltag meistert, sich gegenseitig unterstützt und füreinander da ist – in guten wie in schlechten Zeiten.
Zahlreiche Studien belegen die Zauberkraft des Musketier-Geistes. Je stärker der Zusammenhalt und der Teamgeist, desto resilienter sind die Familien in Zeiten von Stress und Konflikt. Zusammenhalt bedeutet aber nicht, dass alle ständig aufeinanderhocken und dieselben Interessen haben müssen – es muss aber jedem in der Familie bewusst sein, dass es eine gemeinsame Basis gibt, auf die man sich verlassen kann. Und damit das gerade in schwierigen Zeiten funktioniert, haben wir ein paar Tipps, wie ihr euren Familienzusammenhalt stärken könnt.
Es ist wie mit der Henne und dem Ei: Vertrauen ermöglicht offene und ehrliche Kommunikation, Kommunikation schafft Vertrauen. Jedes Familienmitglied sollte das Gefühl haben, alles erzählen zu können, ohne dafür bewertet, verurteilt oder bestraft zu werden.
Das kann zum Beispiel beim gemeinsamen Abendessen sein oder beim Familienabend am Wochenende. Tragt euch einen „Familien Jour Fixe“ in den Kalender ein. Er hilft, regelmäßige Kommunikation zu üben und die Familienmitglieder untereinander auf dem Laufenden zu halten. Egal ob es um schlechte Noten, Liebeskummer oder Mobbing geht.
Wichtig ist, dass niemand das Gefühl hat, hier etwas „beichten“ zu müssen. Ihr könnt auch einfach von einem lustigen Moment in der Schule oder einem niedlichen Hund vor der Eisdiele erzählen. Hauptsache, der Rest der Familie hört zu und die erzählende Person fühlt sich ernst genommen.
Mensch ärgere dich nicht, Mau Mau oder doch lieber an der Konsole zocken? Egal, Hauptsache zusammen! Reihum darf jeder in der Familie etwas für den Spieleabend aussuchen, wichtig ist, dass das Spiel für alle passend ist, so dass sich niemand überfordert oder ausgeschlossen fühlt, und jeder Spaß hat.
Wer ahnt, dass solche Spieleabende nur im Streit enden, macht lieber einen Pizza- und Filmabend. Mit Pizzaboden aus dem Kühlregal ist die Lieblingspizza schnell individuell belegt – das beugt Streitereien vor. Reihum wird ein Film ausgewählt, den alle gemeinsam schauen. Solche Rituale schweißen zusammen und schaffen gemeinsame Erinnerungen.
Apropos Pizza: Kochen ist eine großartige Aktivität, um gemeinsame Erlebnisse zu schaffen und Bindungen zu stärken. Außerdem bleibt die Zubereitung der Mahlzeiten so nicht automatisch an den Eltern hängen. Die Kinder lernen, wie man eine leckere Mahlzeit zubereitet, und die Eltern, wie man Kochtrends auf Social Media findet. Und wer den Spinat selbst in die Pfanne geworfen hat, kann hinterher schlecht meckern: „Iiiih, was ist denn das Grüne?“
Wer einen Garten oder Balkon hat, kann den Teamgeist der Familie mit einem gemeinsamen Pflanzprojekt stärken. Jeder übernimmt dabei eine bestimmte Aufgabe, wie das Pflanzen, Gießen oder Ernten, oder die Verantwortung für eine bestimmte Pflanze. Überlegt zunächst gemeinsam, was ihr anbauen möchtet. Kräuter, Erdbeeren oder Tomaten gedeihen auch auf Großstadt-Balkons, wer mehr Platz hat, kann es mit Zucchini, Karotten oder Johannisbeeren probieren.
Durch so ein gemeinsames Familien-Projekt lernt jeder, Verantwortung zu übernehmen und Teamarbeit wertzuschätzen, das stärkt das „Wir-Gefühl“.
„Du bist sowas von dran mit Bad putzen!“- Fans der „Känguru-Chroniken“ wissen, dass sich die zwei Hauptfiguren der Bücher von Marc-Uwe Kling regelmäßig über den Haushalt streiten und sich mitunter kreative Tricks einfallen lassen, um ungeliebte Aufgaben nicht selbst erledigen zu müssen.
Auch Geschwister fühlen sich im Haushalt oft ungerecht behandelt. Eltern kennen Sätze wie „Warum muss ich immer den Müll runterbringen und meine Schwester nie?“. Dem wirkt ihr entgegen, indem ihr die Aufgaben von vornherein fair verteilt und regelmäßig den Putzplan rotiert, so dass niemand „immer“ etwas tun muss. Das stärkt das Gefühl der Gleichberechtigung und Fairness.
Es sei denn, jemand möchte für einen bestimmte Aufgabe Verantwortung übernehmen. Vielleicht kümmert sich jemand lieber ums Recycling als um die Spülmaschine? Auch hier gilt: drüber reden hilft, dann fühlt sich hoffentlich niemand mehr ungerecht behandelt.
„Nicht gemeckert ist Lob genug“ – wer so denkt, kommuniziert vermutlich wenig wertschätzend. Lob und Anerkennung solltet ihr in der Familie nicht nur für große Erfolge reservieren, sondern auch für alltägliche Aufgaben – so verbreitet ihr ein positives Klima in der Familie. Wer ein „Danke“ fürs Küche putzen bekommt oder ein anerkennendes „Das Waschbecken glänzt ja richtig!“ hört, wird sich freuen und sich beim nächsten Mal mit noch mehr Elan und Selbstsicherheit an die Aufgabe machen.
Positive Rückmeldungen stärken nicht nur das Selbstwertgefühl, sondern auch das „Wir-Gefühl“. Jeder hört gern ein „Schön, dass es dich gibt!“. Tipp: Sprecht es aus, wenn ein gemeinsamer Spieleabend besonders lustig war, oder bedankt euch am Ende eines Essens oder eines Ausflugs beieinander für das Beisammensein.
In Skandinavien ist es üblich, sich beim Verabschieden beieinander „für heute“ zu bedanken, beim nächsten Treffen dann „für gestern“ oder, wenn das letzte Treffen etwas länger zurückliegt, „fürs letzte Mal“ – so betont man die Kontinuität der Beziehung, zeigt seine Freude über das erneute Beisammensein und stärkt so Freundschafts- und Familienbande, das „Wir-Gefühl“ eben.
Fest steht: Beziehungen muss man pflegen, das gilt auch für die Familienbande. Probiert die oben genannten Tipps für bessere Kommunikation, Wertschätzung und Teambuilding doch einfach mal aus. Mit einem soliden Netzwerk aus starken Wurzeln wächst es sich leichter, weil man den Halt nicht verliert.
Übrigens: fast alle unsere Jugendherbergen bieten spezielle Programme für Familien an, die euch dabei helfen, den Familienzusammenhalt zu stärken.
In der Jugendherberge in Bad Zwischenahn stellt ihr euren Teamgeist beim Floßbau oder beim Kistenstapeln unter Beweis. Oder ihr macht gleich gemeinsam während der Familienferien den Segelschein, das geht auch in der Jugendherberge Plön.
Und in der Jugendherberge Erpfingen endet das Programm mit Teambuilding-Aufgaben und Vertrauensübungen zur Stärkung des Wir-Gefühls in der Familie mit einem gemütlichen Beisammensein am Lagerfeuer.