Seit unserer tollen Sommererfahrung im Baumhaus der Jugendherberge Panarbora in Waldbröl haben wir Jugendherbergen in unser Reiseportfolio aufgenommen. Diese günstige und einfache Art zu reisen hatten wir davor gar nicht so auf dem Schirm.
Am zweiten Adventswochenende möchten wir gern in den Harz fahren und buchen uns daher für ein Familienwochenende in der Kultur-Jugendherberge Wernigerode ein. Wir, das sind mein Mann Jens und ich (Ines), sowie unsere Kinder Mia und Mads, die an diesem Wochenende ihre Freunde Sophie und Niklas mit dabeihaben. Wir sind also keine kleine Reisegruppe, aber im Familienzimmer mit Verbindungstür ist genug Platz für alle sechs.
Das Gebäude der Jugendherberge kommt zunächst unscheinbar daher. Von außen thront es in grauem Beton über der Stadt. Innen werden wir aber warm und freundlich empfangen. Mit einem Lächeln schickt man uns am Freitagabend von der Rezeption direkt in den Speisesaal. Einchecken können wir später noch in Ruhe, wird uns gesagt. Aber wir sind ja sicher hungrig nach der Fahrt und das Abendessen hat bereits begonnen. Gut, dass es ein Buffet gibt, denn wir haben ein paar kleine Spezialisten dabei, was das Thema Essen angeht.
Gut gesättigt beziehen wir im Anschluss unser Zimmer. Diese sind funktional, aber geräumig. Die Kinder entern jeweils mit ihren Freunden eines der Stockbetten im „Kinderzimmer“, während wir das Zimmer mit Doppelbett in Anspruch nehmen. Ein Pluspunkt, den wir im Hotel noch nie hatten: Das Familienzimmer besteht nicht nur aus zwei Zimmern mit Verbindungstür, sondern verfügt über zwei Bäder mit Dusche, sodass die Kinder ihren eigenen Bereich haben. Entspannung pur für uns Eltern, wenn im eigenen Bad nicht sofort das Kinderchaos ausbricht.
Wir sind fertig eingerichtet und gespannt auf den Abend. Zunächst werden alle Teilnehmenden des Familienwochenendes herzlich von der Herbergsleiterin Andrea Albers im Rock Café begrüßt. Das Rock Café befindet sich zwischen Rezeption und Speisesaal und ist liebevoll weihnachtlich geschmückt.
Am Weihnachtsbaum trinken wir heißen Glühwein und lassen uns das Programm für den morgigen Tag erklären. Im Anschluss gibt es Stockbrot am Lagerfeuer im Innenhof.
Während unsere Teenie-Mädels sich im Zimmer von den Strapazen der zweistündigen Fahrt erholen müssen, sind die Jungs mit Feuereifer dabei, ihr Stockbrot in den lodernden Flammen zu backen. Wenn die Kinder beschäftigt sind, dann können die Eltern zur Ruhe kommen und sich mit Blick aufs Feuer unterhalten. Wir sind direkt begeistert!
Den Abend lassen wir im Keller der Jugendherberge ausklingen. Nein, wir sind nicht zum Wäsche aufhängen abkommandiert worden, sondern haben eine Bahn auf der hauseigenen Kegelbahn reserviert.
Während wir in Kindertagen irgendwann mal gekegelt haben, kennen die Kinder nur Bowling, was zu virtuosen Versuchen unser aller Können (oder Nicht-Können) führt. Wir haben auf jeden Fall Spaß und selbst die großen Mädels entwickeln großen Ehrgeiz.
Die Kegelbahn kann man für 15 Euro die Stunde an der Rezeption reservieren. Wir sind uns einig, dass es am zweiten Abend eine Revanche geben wird.
In der Jugendherberge startet der Tag früh, denn Frühstück gibt es bis 9 Uhr und danach steht direkt die Schlossbahn Wernigerode vor der Jugendherberge bereit, um alle Familienwochenendler in die Stadt zu bringen.
Eine nette Stadtführerin kutschiert uns zunächst und erklärt dabei allerlei Wissenswertes entlang der Route. An der Altstadt steigen wir aus und unsere Stadtführung geht zu Fuß weiter. Wir bestaunen lange Fachwerkreihen, die aus dem Mittelalter stammen und an der damaligen Stadtmauer entlang errichtet wurden, und das Musik-Gymnasium mit seiner imposanten Eingangstür. Beeindruckend ist für uns, dass das schiefe Haus von Wernigerode so schief ist und trotzdem nicht umfällt.
Das Rathaus und der Platz davor mit dem Weihnachtsmarkt ist auch wunderschön. Hier wird einem ganz festlich zu Mute!
Ab Mittag haben wir Zeit, die Stadt auf eigene Faust weiter zu erkunden. Wir entschließen uns an der alten Stadtmauer entlang und den Berg hinauf zum Schloss zu wandern. Die Mädels schlendern und lachen, die Jungs klettern über die Mauer und querfeldein durch den Wald. Sie brauchen das Abenteuer und es ist ganz toll, dass sie zu zweit unterwegs sind.
Von hier oben hat man einen tollen Blick über die ganze Stadt, aber wir möchten natürlich auch noch in das Schloss. Die Familienkarte gibt es für 23 Euro und mit dieser kommen wir in den Innenhof des Schlosses, von dem aus man die prunkvollen Räumlichkeiten über zwei Rundwege erkunden kann. Hier wurden Filme wie das „Kleine Gespenst“ und „Die Schule der magischen Tiere“ gedreht. Die Kinder sind ganz aus dem Häuschen und versuchen Szenen aus dem Film wiederzuerkennen. Dass unsere Kinder mal mit solch hochgradig kulturellen Interesse eine Schlossführung mitmachen, hätte ich mir ja nicht erträumen lassen.
Für den späten Nachmittag hat sich die Herbergsleiterin ein weihnachtliches Programm überlegt: Während die Erwachsenen Kaffee und Stollen genießen, können die Kinder Kekse backen und verzieren und Weihnachtsdekoration basteln. Dabei haben sowohl unsere großen Mädchen als auch die beiden kleinen Jungs Spaß. Die Mädels dekorieren penibel, während die Jungs Berge aus Zuckerfarbe und Streuseln auf den Keksen platzieren. Andrea Albers steht mit Weihnachtsmütze mittendrin und unterstützt die Kinder eifrig.
Nach all dem Programm dürfen die Kinder bis zum Abendessen chillen. Die Erwachsenen natürlich ebenso. Nach dem Abendessen geht es weihnachtlich weiter. Im Rock Café wird ein kleiner Weihnachtsmarkt mit Glühwein, Kinderpunsch, candierten Früchten und Crêpes aufgebaut. Bei Live Musik und einer kleinen Weihnachtsgeschichte sitzen wir nett zusammen und spielen eines der vorhandenen Gesellschaftsspiele. Ich verliere zweimal, bin mir aber auch nicht ganz sicher, ob das hier alles so mit rechten Dingen zuging.
Meine Zeit kommt dafür zu späterer Stunde, als wir uns auf der Kegelbahn wiederfinden. Mittlerweile haben alle den Dreh raus und die Jungs merken gar nicht, dass wir beim Zusammenzählen der Punkte aus Versehen auch noch Mathe lernen.
Als alle in ihren Betten liegen und zufrieden vor sich hin schnarchen, denke ich, wie entspannt dieses Familienwochenende doch war. Dadurch, dass sich jemand anderes so viele Gedanken um ein schönes Programm für uns gemacht hat, konnten sogar wir Erwachsenen herunterfahren und uns treiben lassen. Wir sind viel Spazieren gegangen und die Kultur ist nicht zu kurz gekommen, aber dennoch kam bei den Kindern keine Langeweile auf.
Es wird sicher nicht unser letztes Familienwochenende in einer Jugendherberge gewesen sein.
Ines Krawinkel berichtet in ihrem Blog weltspaziergang.de und auf Instagram instagram.de/the1place2go über ihre Reisen mit und ohne Familie, mit und ohne Rucksack, mit und ohne VW California. In der Coronazeit hat sie das Buch "Die Welt ist ein Dorf - Zeit mal einen Spaziergang zu machen" veröffentlicht.
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