Unser Sommerurlaub in der JUGENDHERBERGE NIEBÜLL war für uns als Familie eine dringend benötigte "Power-Entschleunigung". Nach einem herausfordernden Jahr war es einfach an der Zeit, den Alltag hinter uns zu lassen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren: auf uns als Familie. Doch was diesen Urlaub wirklich besonders gemacht hat, war nicht nur die wunderschöne nordfriesische Landschaft oder die erholsame Ruhe – es war etwas ganz anderes.
Als Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom begleitet mich immer die Sorge, dass Sonea oft außen vor bleibt. Zu oft habe ich erlebt, wie ihr die Möglichkeit verwehrt wurde, einfach nur Kind zu sein und Freundschaften zu schließen. Diese Sorge, so sehr ich mich auch bemühe, loszulassen, ist ein ständiger Begleiter – selbst in den schönsten Momenten.
Doch in Niebüll wurde ich so positiv überrascht. Die großartigen Mitarbeiter der Jugendherberge haben alles dafür getan, eine Atmosphäre zu schaffen, in der jedes Kind seinen Platz findet – ohne Ausgrenzung, ohne Vorbehalte. Sonea hat sich dort schnell wohlgefühlt, was für uns alle ein kleines Wunder war. Sie fand den Urlaub plötzlich ziemlich cool.
Was mich jedoch am meisten berührt hat, war Soneas Antwort, als wir sie auf der Heimreise fragten, was ihr am besten gefallen hat. Ohne zu zögern sagte sie: „Dass ich drei neue Freundinnen gefunden habe.“ Dieser einfache Satz hat mich tief bewegt.
Es gibt Orte und Menschen, die wirklich verstehen, was es bedeutet, alle Kinder willkommen zu heißen – und die Jugendherberge Niebüll ist definitiv einer dieser Orte.
Für uns als Familie ist der Urlaub mit Hund und einem Kind mit Behinderung nicht immer einfach. Jede Reise, jeder Ausflug ist eine Herausforderung, die viel Organisation, Geduld und mentale Vorbereitung erfordert. Oft sind wir deshalb lieber für uns, weil die veränderte Umgebung und die fehlenden Strukturen für Sonea schwierig sein können.
Doch dieses Jahr wollten wir etwas Neues ausprobieren – einen Nordseeurlaub mit Hund in der Jugendherberge Niebüll. Diese Entscheidung haben wir nicht bereut. Die Tage in Niebüll waren eine wahre Erholung für uns alle. Wir konnten die Seele baumeln lassen, mit den Füßen im Sand und der Nase im Wind, während Sonea neue Freundschaften schloss und der Hund sich über die langen Spaziergänge freute.
Für Soneas Bruder Vincent gab es immer Jungs, mit denen er Bälle auf den großzügigen Grünflächen der Jugendherberge kicken konnte. Mein Mann freute sich auf einen Ausflug an den Strand von Rømø und auch ich lud meine Akkus bei den kleinen Tagesausflügen ans angrenzende Dänemark auf. Für mich als Halbdänin ist das immer wieder besonders.
Für uns war dies der erste Familienurlaub in eine Jugendherberge und auch der erste nahezu komplett Medienfreie Urlaub. Ich wusste nicht, wie Sonea darauf reagieren würde, denn sie schafft sich gerne mal mit Fernseh-Programmpunkten eine Struktur für den Tag.
Programmpunkte gab es während unseres 5-tägigen Aufenthalts in der Jugendherberge Niebüll auch, denn die Mitarbeiter*innen hatten ein tolles Rahmenprogramm vorbereitet und zahlreiche Ausflugstipps angepinnt, denn rund um Niebüll gibt es so einiges zu entdecken.
So starteten wir am Abend unserer Ankunft eine Bollerwagentour mit anderen Gästen und lernten die idyllische Umgebung der Jugendherberge kennen.
Außerdem gab es tolle Angebote, wie das Bernsteinschleifen im Naturkundemuseum mit Carl-Heinz. Und in einem Kräuter-Workshop gab es die Möglichkeit Lippenpflegestifte, Deo und Seife herzustellen.
Abends wurde von einer Mitarbeiterin der Jugendherberge ein Kreativ-Abend angeboten, wo man tanzen, basteln und malen konnte. Ich muss nicht erwähnen, dass das jeden Abend Soneas Highlight war.
Und da Niebüll ein wirklich schönes Fleckchen Erde ist, gab es auch viele ausgedehnte Gassirunden für unseren Hund Lissy.
Am Ende dieser Reise bleibt mir vor allem ein Gefühl: tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit für einen Ort, der uns als Familie so willkommen geheißen hat, wie wir sind. Dankbarkeit für Menschen, die sich wirklich bemühen,
Inklusion zu leben und allen Kindern, unabhängig von ihren besonderen Bedürfnissen, einen Raum zu geben, in dem sie einfach Kind sein können.
Unser Nordseeurlaub in der Jugendherberge Niebüll war mehr als nur eine Auszeit. Es war eine Erfahrung, die uns gezeigt hat, dass es tatsächlich Orte gibt, die uns verstehen und unterstützen. Und das berührt mich mehr, als Worte es ausdrücken können.
Es wird wahrscheinlich nicht mehr so viele Urlaube geben, die wir alle gemeinsam verreisen werden. Dieser war zwar kurz, aber sehr intensiv und schön. Das Einzige, was wir nicht geschafft haben, ist wie fast immer, ein Bild mit uns allen 5. Aber wir planen wiederzukommen und vielleicht klappt es dann auch mit einem vollständigen Familienbild.
Katharina Weides berichtet auf ihrem Blog sonea-sonnenschein.de sowie dem Instagram-Account instagram.com/soneasonnenschein über das Familienleben mit Trisomie 21.
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