Stipendium fürs Nicht(s)tun – Jugendherberge Heilbronn verteilt bis Dezember 572 kostenlose Mittagessen

Für ein Jahr ist Heilbronn die „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“. Doch geht es dabei nicht darum, faul zu sein oder etwa um Untätigkeit, sondern viel mehr um ein aktives Verbessern der Welt, indem auf Dinge verzichtet wird. Angela Manetto, Herbergsleitung der Jugendherberge Heilbronn, hatte dazu einen tollen Einfall und wurde so zur Gewinnerin des Stipendiums fürs Nicht(s)tun gekürt.

Gesunde, kostenlose und vegetarische Mittagessen

„Ich bin erstmals über die Zeitung auf die Ausschreibung für das Stipendium aufmerksam geworden“, erzählt Angela Manetto. „Zu diesem Zeitpunkt fand ich zwar das Projekt toll, hatte aber keine passende Idee zur Bewerbung.“ Das änderte sich schnell als Angela Manetto ein Wohnungsloser an der Bundesstraße unweit der Jugendherberge auffiel. „Ich bin sofort in die Jugendherberge und habe ihm eine Tüte mit Lebensmitteln gepackt. Als ich wieder zurück zur Straße kam, war er aber leider verschwunden.“ So entstand dann die Idee, in der Jugendherberge Heilbronn jeden Mittwoch ein kostenloses Mittagessen und das ganz im Zeichen des Verzichts ohne Fleisch, sondern mit Demeter-Gemüse, anzubieten.

Projektauftakt: 44 Schalen werden an Wohnungslose verteilt

 Mit dem Projekt bewarb sich Angela Manetto anschließend für das Stipendium fürs Nicht(s)tun und schaffte es von Runde zu Runde, bis die Jugendherberge schließlich den ersten Platz erreichte. Seit September sind nun insgesamt 44 Schalen in und um Heilbronn im Rundlauf, die jeden Mittwoch am vegetarischen Tag der Jugendherberge gegen ein warmes Mittagessen mit Demeter-Gemüse eingetauscht werden können. Startschuss des Projekts war die Verteilung der Schalen an Wohnungslose – schließlich brachte diese Bedürftigkeit Angela Manetto erst zu ihrer Idee.
 

Stipendium fürs Nicht(s)tun gleichzeitig als soziales Experiment

Die Schalen bestehen aus 98 % nachwachsenden Rohstoffen, sind Spülmaschinen- und Mikrowellen-geeignet und fassen einen Liter. „Da wird man wirklich total satt“, erklärt Angela Manetto. Ziel ist, dass die Schalen an Bekannte oder auch Unbekannte weitergegeben werden und so möglichst viele von dem Angebot der Jugendherberge profitieren, bis das Projekt am 14. Dezember endet. „Wir überlassen aber jeder Person selbst, wie er oder sie mit der Idee umgeht. Letztlich kann natürlich jede:r mehrmals mit der Schale zu uns kommen, sicherlich werden aber auch ein paar Schalen verloren gehen oder leider weggeworfen. Es ist in der Hinsicht auch ein soziales Experiment, dessen Ergebnis wir erst im Dezember wissen werden. Aber theoretisch können wir bis dahin 572 kostenlose Mittagessen verteilen.“

Und auch nach dem Stipendium soll die Idee nicht sterben. Nachdem die ersten drei Gewinner:innen ihr Projekt drei Monate lang ausprobiert haben, werden sie über ihre Erfahrungen berichten. Anschließend wird dann erneut über die beste Idee abgestimmt. 

Dieses Projekt sollen dann alle rund 200 Bewerber:innen des Stipendiums für die restliche Dauer des Projektes „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ umsetzen. „Wir hoffen natürlich, dass sich unsere Idee auch im letzten Entscheid noch einmal durchsetzen kann“, erzählt Angela Manetto. „Wir wollen andere dazu inspirieren, unser Projekt oder auch ähnliche Ideen einmal auszuprobieren.“ In der Jugendherberge Heilbronn soll das Engagement ebenfalls weitergehen. „Wir sind begeistert und möchten in Zukunft auf jeden Fall noch viele ähnliche Projekte in unserem Haus starten.“